Camp Canis die dritte oder ich will nochmal

Aufregung liegt in der Luft. Mein Herz fängt langsam an, schneller zu schlagen und vom Bauch aus verteilt sich ein Kribbeln über meinen Körper. Es ist zwar noch nicht so extrem wie letztes Jahr, aber etwas nervös bin ich schon. Doch im positiven Sinne. Die Angst vom ersten Mal ist der Vorfreude gewichen. Auch wenn ich nicht weiß, ob wir das Camp Canis im Hoopes Park wieder so gut meistern und was uns erwartet.

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Trotzdem erkenne ich nicht nur das Gelände beim Befahren wieder. Es ist als würden wir nach Hause kommen, obwohl vieles anders und neu ist. Das vergangene Jahr war eine nervliche Herausforderung für mich, mit sehr viel Leid. Und jetzt spüre ich ein unglaublich warmes Gefühl in meinem Herzen. Meine Augen leuchten und ich fühle Freude pur.

Auch Alex scheint sich an den Spaß zu erinnern. Mit lockeren Ohren, wackelnder Rute und einem hellen aber freudigen Fiepen springt er aus dem Kofferraum. Sein Maul ist geöffnet, die Augen strahlen und es scheint, als würde er lachen. Er freut sich auf seine Kumpels und den Lauf. Allerdings müssen wir uns erst der Tierärztin stellen.

Der Check macht mich nervös. Zwar sind seine Papiere in Ordnung und die Tierärztin lobt unseren Heimtierausweis. „Das ist ja mal eine vorbildliche Impfung“, sagt sie. Das wundert mich: Zwar lasse ich Alex regelmäßig impfen, aber die genauen Termine halte ich nur selten ein. So ist die Tollwutimpfung von März in den April gerutscht, die anderen in den Juni.

Das Team Dirty Dancers

Später erfahre ich, dass manche sogar nach Hause geschickt wurden, weil die Impfung nicht ordnungsgemäß war. Vor allem die Grundimmunisierung ist wichtig, aber die Tierärztin legt auch auf die Folgeimpfungen wert. Ich kann es verstehen.

Alex zieht nun die Rute ein, sein Körper ist steif. Ihm sind Fremde eben nicht geheuer. Also soll ich seinen Chip auslesen. Mein Herz schlägt inzwischen schneller. Wackelnd strecke ich das Gerät an Alex Hals und führe es unkontrolliert zitternd von links nach rechts, hoch und runter. „Du musst das auf der linken Seite machen“, sagt die Tierärztin. Ja, normalerweise befindet sich dort der Chip. Doch im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass Alex Chip fälschlicherweise auf der rechten Seite ist. Dann folgt auch schon das leise, helle Piep. Noch einmal auf und ab laufen – geschafft. Wir dürfen starten.

Zwei Teammitglieder mussten leider die Teilnahme absagen, so sind wir nur zu viert. Wieder mit dabei sind Sabrina und der Wasser liebende Luca sowie Carolin und die fröhliche Lottie. Wir begrüßen aber auch ein neues Hund-Mensch-Team, und zwar Christin und die unerschrockene Frieda. Noch schnell ein vorher Foto mit unseren noch weiß strahlenden Shirts und dann geht es an den Start.

Mit Vollgas in den Matsch

Fotos: Hikdography by Dennis Kopatz

Bum, bumbum, bum, bumbumm – das Klopfen in meiner Brust ist so stark, dass es eigentlich jeder hören müsste. Auch Alex ist nervöser, vor allem wegen der Menschen und der Musik. „Werden wir es wieder schaffen?“, geht es mir durch den Kopf. Dann fällt der Startschuss. Eigentlich wollte ich mich etwas zurückhalten und nicht als erste über und unter den Strohballen durch. Doch kaum laufe ich los, legt Alex die Ohren an – das ist sozusagen sein Turbo-Boost. Er wird ein Stück kleiner, weil er die Beine nicht mehr ganz durchstreckt, um so schnell wie möglich neuen Schwung zu holen. Mein Hund gibt Vollgas und ich habe Mühe ihm zu folgen.

Eigentlich soll er ja nicht mehr springen, aber beim ersten Hindernis kann ich ihn nicht davon abhalten. Als ich es versuche und ihn vom Strohballen heben möchte, fängt er an zu quieken. „Ok wird schon gut gehen“, denke ich. Und weiter. Bei den nächsten Strohballen krabbele nur ich etwas ungelenk hinüber, Alex läuft nebenher.

Wir rutschen und laufen uns glücklich

Die ersten Meter sind geschafft und unser Strahlen übertrifft die Sonne. Selbst wenn wir zwischendurch nur gehen, ist das Camp Canis im Hoopes Park ein Erlebnis: das Team, der Trail, die Hindernisse und der Matsch. Alex würde am liebsten nur dahin sausen. Jedes Mal wenn wir wieder laufen, startet er durch und will uns an die Spitze ziehen. Selbst bergauf gibt er alles und für mich heißt es, Körperspannung bewahren, damit er mich nicht umreißt.

Foto: MariusM Fotografie

Die Tümpel und Seen findet er hingegen alles andere als gut. Er stapft stets die Pfoten in den Boden. Die Jöringleine ist dann gespannt, sein Körper streckt sich immer mehr, das Gewicht scheint nur noch auf den Vorderbeinen zu liegen. Mit etwas gutem Zureden, bequemt er sich. Doch immer nur am Rand entlang. „Alles bloß nicht in das dunkle, tiefe, gruselige Nass“, scheint er mir zu sagen. Das mit dem Schwimmen üben wir dieses Jahr noch – fürs nächste Mal.

Bei mir fangen hingegen die Augen richtig an zu leuchten, wenn ich eine Pfütze entdecke. Meine Klamotten können gar nicht schnell genug dreckig werden. Als Zissi von Rosa – Raus aus dem Tierheim, rein ins Leben uns von ihrem Streckenposten auffordert, uns wie die Schweine im Matsch zu wälzen, bin ich sofort dabei. Es mag für manchen vielleicht bescheuert klingen, aber das ist Freude pur.

Fotos: kk-dogfotos

Man fühlt sich in die Kinderzeit zurückversetzt: Man lebt nur für den Augenblick, ist unbeschwert und frei. Dreckige Klamotten – scheißegal! Man ist eins mit sich und mit der Natur. Und dieses Mal bekommt man nicht zu hören: „Mach dich ja nicht dreckig!“

Ok an dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich das sowieso eher selten zu hören bekam, als Tochter einer Pferdenärrin. Stattdessen hieß es bei mir immer: „Anni zieh Dich wieder an!“ Denn ich nutzte als Kind jede Gelegenheit, um meine Hose, mein T-Shirt und meinen Schlüppi abzustreifen – nur die Gummistiefel blieben an und meinen Kopf zierte entweder ein Eimer oder meine Reitkappe. Das bedeutete für mich Glückseligkeit und Freiheit. Aber zurück zum Camp Canis.

Nächstes Mal ohne Hund

Nur noch die Schultern sind weiß, das restliche T-Shirt ist inzwischen im Matsch gebatikt wurden. Wir laufen vergnügt den fünf Kilometer langen Trail entlang. Bis auf die „Brücke des Vertrauens“ stellen wir uns jedem Hindernis. Nachdem Alex und ich beim Camp Canis im Hunsrück die Wasserrutsche bezwungen haben (von dem Lauf liest Du hier: „Camp Canis die zweite oder wo ist der Matsch“), nehmen wir die kleine steile ohne Bedenken. Diesen Spaß kann ich nicht beschreiben.

Im Nachhinein hätte ich sie lieber ohne Hund bewältigen sollen. Alex ist natürlich in das nasse, matschige Auffangbecken gesprungen. Wegen seiner verengten Wirbel am Anfang der Lendenwirbelsäule soll er aber möglichst nicht mehr springen… Ups.

Foto: KaBo Photography & Art

Alles läuft gut und so mache ich mir auch keinerlei Gedanken, als wir von dem hohen Sandberg hinunter auf die nächste Plane schauen. Alex und ich haben das auch im Hunsrück geschafft und vorhin die kleine Rutschenversion, also geht das auch. Allerdings ist mir klar, dass Alex keine Pfote auf die nasse Plane setzen wird, deshalb will ich an den Rand. „Du musst Dich in die Mitte setzten. Am Rand sind die Heringe, da kannst Du Dich verletzen“, ruft mir der Fotograf von unten hinauf. Hm blöd, aber egal ich rutsche einfach in der Mitte.

Kaum gedacht, getan. Zwar sause ich innerhalb weniger Sekunden hinunter und trotzdem merke ich jede Unebenheit des Bodens, die mich zwischendurch leicht abheben und unsaft auf die Motorcrossstrecke fallen lassen. Bum,bum, bum, bum, bum – mein Herz ist auf Hochtouren, aber vor Freude.

Auf pure Freude folgt blanke Panik

Als ich unten stoppe, fühle ich mich noch wie ein Schneekönig. Doch irgendetwas ist komisch. Keine Spannung auf der Leine und was ist das? Ein leeres Geschirr liegt neben mir! Mein Kopf dreht sich, sodass meine Augen über die Schulter blicken können. Mit geweiteten Pupillen und offenen Mund starre ich Alex an, der noch oben auf dem Sandhügel steht.

Fotos: KaBo Photography & Art

Er läuft los. Ich kann mich nicht bewegen, sondern ihn nur mit meinem Blick folgen. War mein Puls eben schon schnell, scheint sich mein Herz jetzt durch den Brustkorb schlagen zu wollen. Das Klicken der Kamera, der Fremde, der auf dem Boden liegt, die Musik, die an dieser Stelle lauter ist, und das Brummen des Kompressors oder was das auch ist, sorgen dafür, dass Alex Rute nur etwas erhoben ist, um beim Laufen das Gleichgewicht zu halten. Die Ohren hat er angelegt und sein Körper ist nach unten geduckt. Während er ängstlich an mir vorbeiläuft, bin ich noch starr vor Schreck. Zumindest was meinen Körper betrifft. In meinen Gedanken laufe ich einen Marathon aus Horrorszenarien.

Achtung Angsthund allein unterwegs

„Scheiße! Jetzt ist er weg!“, bin ich mir sicher und mit den Gedanken bin ich nicht allein in unserem Team. Es sind wahrscheinlich nur Sekunden, doch nach gefühlten Minuten besinne ich mich langsam. In Gedanken ermahne ich mich: „Ruhig bleiben. Durchatmen, aufstehen. Mit sanfter Stimme Alex rufen und ganz vorsichtig in seine Richtung gehen!“ Es hilft und so wird der Hoopes Park von einem Erdbeben mindestens der Stärke 12,0 heimgesucht (Erdbeben über 10,0 werden als globale Katastrophe bewertet, wurden aber bis jetzt noch nicht registriert). Glück gehabt!

So schnell wir in Panik gerieten, so schnell fangen wir uns auch wieder. Der Schreck weicht der Freude und so laufen wir dem Ziel entgegen. Noch einmal durch einen Tümpel. Das Wasser reicht mir fast an die Brust, die Beine stecken teils bis zum Knie im Matsch. Alex quetscht sich währenddessen durch das Dickicht, um ja nicht von dem Monster Wasser verschlungen zu werden.

Die Distanz ist nicht mehr lang, aber wir kommen nur schleppend voran. Bei jedem Schritt scheint es, als würde mich der feuchte Sand festhalten wollen. Einmal tut er das auch und so verlässt mein Oberköper die Vertikale. Meine Reaktion ist dieses Mal schneller: Meine Hand verhindert, dass ich Kopf unter Wasser gehe. Alles ist feucht, das lehmfarbige Peeling knirscht zwischen meinen Finger. Einerseits finde ich es etwas eklig und andererseits könnte ich vor Freude heulen: Ich bin vollkommen im Hier und Jetzt. Lebe, liebe, lache. Und während wir uns durch den extra angelegten Tümpel kämpfen, denke ich: ICH WILL NOCHMAL!!!!

Geschafft! 🙂 Fotos: www.tierische-augenblicke.net
DANKE!
Ein fettes DANKESCHÖN an das Team vom Camp Canis für dieses großartige Event! Danke auch an die freiwilligen Helfer, die Fotografen und natürlich an unser Team: Alex und ich hatten so viel Spaß und hoffen, dass wir auch das nächste Mal wieder dabei sein können!

Wie es uns beim ersten Camp Canis ergangen ist, liest Du hier: „Camp Canis die erste oder unsere neue Liebe“.

Falls Du auch mal durch den Matsch laufen möchtest, findest Du hier auf der Website von Camp Canis alle wichtigen Infos.

2 Comments

  1. So schön geschrieben und ich kann es so gut nachfühlen. ich bin mit Cleo allein in Hoope gestartet, unser allererstes Mal bei Camp Canis und erst seit kurzer Zeit im Canicross.
    Auf der Hälfte der Strecke war irgendwo an einem Baum ein Schildchen angebracht, „Bitte lächeln! ;-)“ und ab da dachte ich so bei mir, dass es doch nun auch wurscht ist, es geht um nichts, Cleo hat einen Heidenspaß und ich sollte mir langsam mal ein Beispiel an ihr nehmen. Als ich dann im Ziel war, war ich so unglaublich stolz auf meinen erst knapp eineinhalb jährigen Wildfang, wie mutig und souverän und klasse sie das gemacht hat, mit viel Vertrauen sie wirklich jedes Hindernis mit und für mich gegangen ist. Und seitdem bin ich eindeutig Camp Canis infiziert, die Tickets für die nächstens 3 Events liegen bereit <3
    Herzliche Grüße von der Ostsee, Jutta und Cleo

    • Anni Antworten

      Liebe Jutta,
      vielen lieben Dank – es freut mich sehr, dass Dir mein Beitrag gefällt! 🙂
      Das ist echt super, dass Ihr das so gut gemeistert habt und dass es Euch so gut gefallen hat, wie uns! Und wow Ihr wart sogar alleine unterwegs, Respekt. Da hätte ich mit Alex sicherlich mehr Probleme: Denn er zieht nur gerne, wenn wir im Rudel unterwegs sind. 😉
      Du hast absolut recht, man sollte es einfach nur genießen, in diesem Punkt können wir noch so viel lernen von unseren Hunden… Ich finde das auch gerade gut am Camp Canis, dass es nicht um die Zeit oder so geht, sondern einfach nur um den Spaß mit Hund.
      Wir haben uns ja auch für die Wingst, natürlich Hoope und jetzt Usedom gemeldet. Vielleicht sehen wir uns ja da!? Wann startet Ihr denn, wo?
      Liebe Grüße
      Anni und Alex

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