Wenn der Hund panisch wird: Ruhe finden die erste

Ich wandere mit einer Freundin und unseren Hunden auf dem Weg durchs Felsenmeer bei Bartholomäo in Baden-Württemberg, als wir auf eine Gruppe von Menschen samt Kindern treffen. „Na super“, denke ich, da mein Hund Alex am meisten vor Kindern Angst hat. Wir bleiben an einer Gabelung stehen und ich schlage vor, die Gruppe erst einmal vorbei zu lassen. Schließlich ist es für Alex weniger stressig, wenn er hinterherläuft und nicht die Fremden hinter ihm.

Meine Freundin regt aber schon bald an, dass wir viel schneller unterwegs sind. Stimmt und es ist nun einmal unsere Route. Also Augen zu und durch – möglichst schnell. Wir biegen um eine kleine Ecke und da steht ein Teil der Gruppe. Sie blockieren den ganzen Weg. Je näher wir kommen, umso genervter werde ich. Sie blicken uns direkt an und trotzdem hält es keiner von ihnen für nötig nur einen Schritt zur Seite zu gehen. In Gedanken verfluche ich die Gruppe. Denn je näher Alex an fremden vorbei gehen muss, umso mehr Panik bekommt er.

Kurz bevor wir die Gruppe erreichen, etwa zwei Meter vorher, bequemen sich zwei der Leutchen ein winzig kleines Stückchen zur Seite. „Ignorante Idioten“, denke ich, „wie würde es Euch wohl gefallen, wenn ich euch zwinge an etwas dicht vorbei zu laufen vor dem ihr Angst habt.“ Alex springt derweil soweit es die Leine her gibt an die Seite und zieht mich an der Gruppe vorbei. Schnellen Schrittes passieren wir sie. Auch meine Freundin regt sich über das Verhalten auf. Zum Glück, denn so verschwindet meine Wut ein wenig. Wie heißt es so schön: „geteiltes Leid ist halbes Leid“.

Sei wie ein Fels, an dem sich beständig die Wellen brechen! Er bleibt stehen, während sich rings um ihn die angeschwollenen Gewässer legen.  Mark Aurel

Im Eilschritt geht es weiter. Die nächste Gruppe samt Kinder wartet darauf überholt zu werden. Alex dreht sich jetzt schon ständig angstvoll, mit eingeklemmten Schwanz und großen Augen, nach den anderen um. Ich habe Schuldgefühle und Mitleid, dass ich ihn dadurch zwinge. Andererseits denke ich, wir müssen es doch irgendwann einmal lernen und jetzt ist es sowieso zu spät. Also weiter im Takt und so schnell wie möglich die anderen passieren.

Wir huschen nur so vorbei und bringen die ersten paar Meter zwischen uns und die Gruppe. Doch Alex verfällt immer mehr in Panik. Statt einfach nur weiter zu laufen, springt er hin und her. Zwischendurch springt er auch immer an den Seitenrand und will stehen bleiben, was ich so absolut gar nicht verstehen kann. „Kapierst Du denn nicht, dass wir ihnen so nicht entkommen?“, sage ich in Gedanken zu meinem Hund.

Wenn Wissen und Gelassenheit sich gegenseitig ergänzen, entsteht Harmonie und Ordnung. Dschuang Dsi

Ich werde immer angespannter. Am liebsten würde ich ihn und die Gruppe anschreien und einfach hinter mir herschleifen. Doch mir wird klar, dass ich mal wieder das Problem verschlimmere, indem ich seine Nervosität übernehme und immer gereizter werde. Dadurch wird natürlich auch Alex immer panischer. Scheiße, denke ich, was mache ich? Und während ich mich das frage, fällt mir ein Tipp ein. In einer Facebookgruppe hat mir ein Mitglied einen kurzen Videoclip mit einem Bach geschickt. Es war die Antwort auf meine Frage, wie es in stressigen Situation ruhig bleibt.

Also gut: Ich stelle mir vor, wie ich auf den Kocher, den Bach meiner Heimatgemeinde, blicke. Wie das Wasser plätschert und über die Steine rauscht. Dabei befolge ich den zweiten Tipp und atme ruhig ein und aus. Es dauert nur ein paar Sekunden und ich werde innerlich immer ruhiger. Zwischenzeitlich will ich wieder in die Hektik meines Hundes verfallen, aber ich kriege rechtzeitig die Kurve und kehre gedanklich zurück zum Kocher. Kurz darauf beruhigt sich auch Alex. Nun können wir ganz entspannt den Vorläufer der Gruppe, einen kleinen Jungen, überholen. Dieses Mal ohne Gezerre, Gespringe oder Panik.

 

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