Unsere Stimmung überträgt sich auf unsere Hunde – auf den einen mehr auf den anderen weniger. Alex ist ein besonders empfindlicher Hund, der auf jede kleine Stimmungsschwankung reagiert. Aufgrund seiner Ängste und Unsicherheiten ist oft besonderes Feingefühl und innere Ruhe gefragt. Doch leider gelingt es mir nicht immer und so kommt es des Öfteren dazu, dass ich seine Probleme mit meiner Angespanntheit verstärke. Die Folge ist meist, das er wie wild an der Leine zerrt, wegrennen will oder auf Angriff geht.
Um Alex bei seinen Ängsten zu helfen, ist es wichtig, dass ich an mir arbeite und an meiner Stimmung/Energie. Leider gibt es nicht die eine Methode, die immer und in jeder Situation bei mir funktioniert. Deshalb bin ich stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten Ruhe zu bewahren. Manche beruhen auf Tipps von anderen wie meine Variante aus „Wenn der Hund panisch wird: Ruhe finden die erste“ und manche kommen mir spontan in den Sinn. So auch bei unserer Wanderung zum Volkmarsberg.
Wenn man die Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es umsonst, sie anderswo zu suchen. Francois de La Rochefoucauld
Schon beim Abstieg vom Volkmarsberg bemerke ich, wie unruhig Alex wird. Er will den steilen Weg nicht wieder runter gehen und bleibt ständig stehen. Zunächst denke ich, dass es an den beiden Fahrrädern von vorhin liegt. Als wir den Weg hinauf gegangen sind, kamen von hinten langsam zwei Jugendliche mit Mountainbikes hinterher. Alex hasst Mountainbikes. Ich weiß nicht, ob es an den Geräuschen liegt, die sie machen, denn bei anderen Fahrrädern ist seine Angst nicht ganz so ausgeprägt, aber im Endeffekt spielt das jetzt auch keine Rolle. Also zurück zur Geschichte.
Ich versuche ihn zu beruhigen und zu motivieren, indem ich ruhig auf ihn einrede. Langsam aber sicher können wir den Weg hinab gehen. Je weiter wir herunter kommen, umso größer wird seine Angst. Alex fängt an zu ziehen und ich weiß, dass er wegrennen würde, wenn er könnte. Unten angekommen, erkenne ich den Grund für sein Verhalten. Aus einiger Entfernung höre ich Kinder. Dummerweise genau aus der Richtung in die wir gehen müssen. Umdrehen ist keine Option, denn der Weg wäre zu lang und ich möchte im Hellen das Auto erreichen. Also Augen zu und durch.
Wir gehen weiter und Alex Angst wächst. Das Ziehen wandelt sich in ein Zerren und er rennt hektisch von einer Seite zur anderen und um mich herum. Ich bin genervt. Immer wieder muss ich aufpassen, dass er mich nicht umreißt. Jeder Ruck zerrt in meinem Rücken. Warum müssen auch die Kinder unbedingt unseren Weg kreuzen. Irgendwann kommen wir an ein der Skihütte unter der Bergkuppe an, wo scheinbar eine Feier stattfindet, was Alex zusätzlich beunruhigt. Auch die Kinder gehören hierzu. Meine gereizte Stimmung wird größer und Alex springt immer mehr im Dreieck. „So ein Mist“, denke ich.
Die Natur ist ein sehr gutes Beruhigungsmittel. Anton Pawlowitsch Tschechow
Da auch dieser Weg recht steil ist und asphaltiert, könnte ein Sturz sehr schmerzhaft sein. Immer wieder bleibe ich stehen, um das zu verhindern. Irgendwie muss ich mich beruhigen, da ich sichtbar alles nur noch schlimmer mache und Alex nicht die Sicherheit geben kann, die er jetzt braucht. Aber wie? Ich denke an den Kocher – aber das funktioniert dieses Mal nicht. Für kurze Zeit werde ich noch unruhiger.
Spontan atme ich ein paar Mal tief ein und aus. Mein Gefühl sagt mir, ich solle mich auf die Natur konzentrieren. Also schaue ich mir die Bäume und Büsche an. Nehme ihre Formen und Farben ganz genau war: Manche sind kleiner, andere dunkler. Ich sehe wie die Blätter sich leicht bewegen. An manchen Baumstämmen schlängelt sich ein dunkelgrünes Moos empor. An anderen blättert die Rinde ab.
Jetzt wo ich mich auf die Pflanzen konzentriere, nehme ich eine positive Energie wahr, die mich immer mehr zur Ruhe kommen lässt. Meine Aufregung und Anspannung fallen ab. Und siehe da auch Alex beruhigt sich. Seine Angst verschwindet zwar nicht komplett, aber er hört auf herumzuspringen und zu zerren. Nun können wir in Ruhe weitergehen.