Mein Herz rast. In meinem Kopf laufen Schreckensszenarien ab. Alex kloppt sich mit einem anderen Hund. Sie hauen sich gegenseitig die Zähne in die Hundekörper. Blut, Gejaule, offene Wunden, bösartiges Gebell. Zum Glück sind das nur meine Gedanken, aber die Angst, dass sie zur Realität werden, wächst. Dabei trennen uns noch mindestens 50 Meter von dem anderen Hund. Aufgrund meiner Kurzsichtigkeit erkenne ich auch nicht einmal deutlich, in welche Richtung er und seine Besitzer laufen. Ich klopfe meine Handkante und sage halblaut: „Meine Angst vor Hundebegegnungen, meine Angst vor Hundebegegnungen, meine Angst vor Hundebegegnungen.“ Es beruhigt mich nur geringfügig. Meine Muskeln halten eine konstante Spannung. Mein Herz klopft nach wie vor schneller als es sollte. Das Klopfen nimmt mir also nicht wirklich meine Angst.
EFT und andere Klopftechniken
Durch meine Recherche für diese Miniausgabe von „Hund im Gepäck – das Magazin“ erfahre ich, dass Klopfen zwar auch in Akutsituationen helfen kann, aber die Person sollte in dem Fall bereits im Klopfen geübt sein. Das war ich zwar bei unserem Ausflug an den Strand in Travemünde, allerdings hatte ich mich dem Thema Hundebegegnungen vorher noch nicht ausgiebig gewidmet. Hat es deshalb nicht funktioniert oder habe ich die Grenze des Klopfens erreicht? Ich nehme mir vor, mich noch einmal gründlicher meiner und Alex Angst vor Hundebegegnungen zu widmen, schiebe es aber immer wieder auf.
Klopfen löst sicherlich das ein oder andere Fragezeichen aus. Deshalb erst einmal zum Anfang. Der amerikanische Psychologe Roger Callahan war einer der ersten, der versuchte, die Probleme seiner Patienten wegzuklopfen. Er wird häufig als „Großvater der Meridiantherapie“ bezeichnet und gilt als Begründer der energetischen Psychologie. Auf das Klopfen stieß er Ende der 70er Jahre eher zufällig, weil er sein Wissen aus verschiedenen Bereichen wie der Psychologie, der chinesischen Medizin und Kinesiologie miteinander verbinden wollte. Ausschlaggebend war eine seiner Patientinnen, die mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Callahan klopfte verschiedene Meridianpunkte und die Übelkeit verschwand. Danach verfeinerte er seine Methode und es entstand die Thought Field Therapy (TFT). Sein Schüler Gary Craig entwickelte die Methode weiter und vereinfachte sie, damit sie jeder anwenden kann. Auch bei seiner Emotional Freedom Technique (EFT) werden bestimmte Punkte geklopft, die mit verschiedenen Meridianpunkten aus der chinesischen Medizin übereinstimmen.
Ein Blick ins Hundemagazin
Mittlerweile soll es über 20 verschiedene Klopftechniken geben. EFT und TFT gehören mit zu den bekanntesten. In Deutschland sind noch andere Techniken entstanden, die das Klopfen teilweise mit anderen Methoden verbinden. Zu den bekanntesten gehören hierzulande die Meridian-Energie-Techniken (M.E.T.) des Diplom-Psychologen und Gestalttherapeuten Rainer Franke und die Prozess- und Embodimentfokussierte Psychotherapie (PEP) des Arztes für Psychiatrie und Psychologie Dr. Michael Bohne. Gemeinsam ist allen Techniken, dass bestimmte Punkte am Körper geklopft werden. Die Anzahl variiert aber zwischen 6 und 17.
Esoterik oder Wissenschaft?
Ein Teil der Anwender/Therapeuten geht davon aus, dass durch den Körper Meridiane ziehen, durch die Lebensenergie fließt, das sogenannte Qi. Wenn das Qi blockiert ist und nicht frei fließen kann, sollen dadurch beispielsweise Ängste, manche Schmerzen und andere psychische oder physische Probleme entstehen. Belastende Emotionen wirken sich demnach auf den Energiefluss und auf den Körper aus. Rainer Franke schreibt in seinem Buch „Klopfen Sie sich frei!“ (2006): „Die tatsächliche Ursache für jedes emotionale und körperliche Leiden ist eine energetische Blockade in den 14 Meridianen.“
Die American Psychiatric Association (APA) erkennt Klopftechniken als Therapieform an. Viele Psychologen und Ärzte tun sie allerdings als Blödsinn und/oder Esoterik ab, weshalb die Klopftechniken in Deutschland hingegen nur bedingt in der Psychotherapie angewendet werden. Es gibt aber Verfechter des Klopfens, die das Ganze rein wissenschaftlich betrachten. Der Psychiater und Psychologe Dr. Michael Bohne hat die PEP entwickelt und spricht sich gänzlich von der Esoterik frei. Er geht nicht davon aus, dass die Wirkung des Klopfens mit irgendwelchen Energien zu tun hat. Vielmehr versucht er, die Klopftechniken zu entmystifizieren. Auf seiner Webseite steht: „Aber eines ist klar: Klopfen und Winken allein reichen nicht! :-)“ Deshalb kombiniert er das Klopfen unter anderem mit Elementen aus der Hypnotherapie und Verhaltenstherapie.
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Die zweite Miniausgabe von „Hund im Gepäck – das Magazin“
Den ganzen Artikel kannst Du in der zweiten Miniausgabe von „Hund im Gepäck – das Magazin“ lesen. Darin erfährst Du unter anderem, wobei das Klopfen Mensch und Tier unterstützen kann, was Studien zum Klopfen bisher ergeben haben, wann man lieber nicht klopfen sollte, wie es funktioniert und mehr. Außerdem berichte ich von meinen Selbstversuchen: Also ob es meinem Hund Alex und mir unter anderem bei der Angst vor Hundebegegnungen, Bauchschmerzen, Unruhe/Stress und Angstaggression vor fremden Menschen unterstützen konnte.
Eines sei schon gesagt: Mich persönlich unterstützt die Emotional Freedom Technique (EFT) schon seit über acht Jahren. (EFT für Tiere habe ich erst letztes Jahr entdeckt.) Insbesondere wenn es darum geht, intensivere Gefühle zu fühlen und wieder loszulassen. Allerdings weiß ich, dass sich das Klopfen nicht für jedermann eignet und dass es weder ein Wundermittel noch ein Allheilmittel ist. Sofern jedoch nichts gegen das Klopfen spricht (wie beispielsweise unter anderem tiefe Traumata), finde ich, dass es einen Selbstversuch wert sein kann und manchmal auch ein paar mehr. Dafür muss man weder esoterisch noch spirituell sein.
Natürlich gibt es auch in dieser Ausgabe des Hundemagazins wieder zusätzliches Wissen rund um den Hund sowie ein paar Lesetipps und Empfehlungen. Die Miniausgabe „Probleme bei Mensch und Tier einfach wegklopfen?“ von „Hund im Gepäck – das Magazin“ erhältst Du entweder hier im Abo über Steady (im Jahresabo ab 36 Euro) oder als Einzelausgabe hier über Copecart (für 3,80 Euro).