Bellen auf Italienisch: Mit Hund in Italien leben

Libanon, Marokko, Rumänien, Finnland, das Baltikum – das sind nur ein paar der Länder, die die Tierjournalistin Carolin Hlawatsch schon mit Van und Hund erkundet hat. Über ihre tierischen Abenteuer berichtet sie seit vielen Jahren sowohl in Zeitungen und Magazinen als auch auf ihrem Blog Tierisch in Fahrt. Das Reisen und Leben im Van hat sie so begeistert, dass sie irgendwann ihre Wohnung in Deutschland aufgab und quasi ein Nomadenleben mit Hund führte. Damit ist mittlerweile aber wieder Schluss: Carolin und ihr Magyar Vizsla János haben ein festes Zuhause gefunden, und zwar in Bomarzo. Im Interview verrät sie unter anderem, warum Italien das perfekte Land für die Zwei ist und was man dort mit Hund alles erleben kann.

Du und Dein Hund János lebt mittlerweile auch in Mittelitalien. Wie kam es dazu?

Vorher habe ich drei Jahre komplett im Van gewohnt. Davor war es viele Jahre so, dass ich auch lange Van-Reisen gemacht habe. Meine Arbeit als Journalistin hat es mir immer ermöglicht, viel unterwegs zu sein, und natürlich immer mit Hund. Vor János gab es andere Hunde, die mich begleitet haben, und lange Zeit auch mein damaliger Partner Maik. Das ist so die Vorgeschichte.

Im Februar 2022 war ich dann wieder auf Vanreise eigentlich mit dem Ziel Sizilien. Da hatte ich den Winter zuvor verbracht und ich habe dort auch Freunde. Ich war also auf dem Weg durch Italien in Richtung Süden. Wegen des berühmten Skulpturenparks „Sacro Bosco“ mit den sagenhaften und in Italien einzigartigen Figuren, legte ich einen Stopp in Bomarzo ein. Außerdem wanderte ich dort zu den nahegelegenen Wasserfällen und habe in der wunderschönen, wildzerklüfteten Waldlandschaft Salvatore getroffen – mein jetziger Partner – ich bin also wegen der Liebe nach Italien gezogen.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Wie war das dann für dich: Die drei Jahre vorher hast Du im Wohnmobil gelebt und dann wieder ein festes Zuhause zu haben?

Das war ein fließender Übergang. Als ich Salvatore getroffen habe, zog mich nichts mehr nach Sizilien. Bomarzo war auf einmal rosarot und viel spannender.  Natürlich ging es zwischendurch auch wieder nach Hause nach Deutschland, aber eben auch immer wieder zurück nach Italien. Es war also kein „Stopp, halt vom Van ins Haus.“ Es hat mich immer wieder hierhergezogen und ich habe mich Stück für Stück weiter in die Richtung organisiert.

Salvatore gehört ein klitzekleines Landhaus. Mein Van steht davor, er dient quasi als mein eigenes Zimmer, aber zwischendurch fahre ich noch damit herum. Nach Deutschland fahre ich nun gerne im Sommer. Ansonsten lebe ich derzeit lieber hier in Italien.

Es ist schön und fühlt sich gut an, wieder eine Homebase zu haben. Das bringt mehr Ruhe rein, wenn ich das mit den drei Jahren vorher vergleiche. Da war ich oft nur ein, zwei Tage an einem Ort und dann ging es weiter. Das war sehr unruhig. Mir hat das Vanleben gefallen und ich war glücklich im Van, aber jetzt im Nachhinein sehe ich, dass es auch energieraubend und anstrengend war. Wieder ein festes Zuhause zu haben, tut mir und auch meinem Hund sehr gut.

Wie zeigt sich das, dass das deinem Hund guttut?

Das liegt natürlich auch an den Bedingungen, die dieser Ort bietet. Bomarzo ist ideal für meinen Hund. Wir wohnen auf dem Land. Zu dem kleinen Landhaus gehört ein großes Stück Land, auf dem János frei herumlaufen kann. Da ich das Glück habe, dass er nicht abhaut. Er hat hier sehr große Freiheiten. Er hatte immer schon Probleme damit, an der Leine zu laufen. Wir können jetzt morgens aus dem Van hüpfen und ganz entspannt unsere Morgenrunde drehen.

In Deutschland war das anders. Dort mussten wir immer direkt mit Leine und Kacktüten los. Und ich hoffte jedes Mal, dass man nicht allzu viele Hunde trifft, damit es keinen Stress gibt. Diese Anspannung bereits am Morgen haben wir jetzt glücklicherweise nicht mehr. Wir gehen hier über das Grundstück an den Wald, ohne dass ich ihm eine Leine anlegen muss. Das ist für ihn einfach schön, dass er jetzt diese Bewegungsfreiheit hat.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

János ist ein sehr unsicherer Hund. Das mag an seiner Vorgeschichte liegen: Er kommt aus einer Auffangstation. Hier in Italien habe ich das Gefühl, dass es ihm guttut, zu wissen, das hier ist jetzt meins und hier kenne ich mich aus. Das merkt man ihm einfach an. Er hat jetzt ein eigenes Revier, das er auch verteidigt. Wenn jemand kommt, dann bellt er. So kannte ich ihn vorher nicht. Er wirkt jetzt eben sicherer und ruhiger. Vorher dachte ich immer, super Vanlife, etwas Schöneres kann ich meinem Hund gar nicht bieten: Das gemeinsame Reisen mit Hund schweißt halt zusammen. Das weißt Du ja auch. Aber vorher hatte er eben keinen festen Ort, an dem er sich entspannt hinlegen konnte. Ich merke einfach, dass ihm das Landleben in Italien guttut.

Das ist bei Alex auch so.

Ja, genau, das lese ich bei Euch ja. Alex hat auch so seine Baustellen, die in eine ähnliche Richtung gehen. Ich will jetzt aber nicht sagen, dass man mit Hund kein Vanlife machen kann. Das geht alles. Und natürlich kann ich nicht für jeden Hund sprechen, aber für meinen Hund ist das jetzt besser so.

Du hast gesagt, Dein Umzug war so Stück für Stück, aber hast Du Dich auf den Umzug mit Hund nach Italien vorbereitet oder irgendwelche Vorkehrungen getroffen?

Nein.

Hast Du irgendwelche Herausforderungen erlebt?

Ja, und zwar die Hitze in diesem Sommer. Im Juni waren wir in Deutschland, da war es recht kühl und verregnet. Seit Anfang Juli bin ich wieder mit meinem Hund in Italien und bis jetzt haben wir jeden Tag zwischen 35 und 40 Grad. (Anmerkung der Redaktion: Das Interview fand im September statt.) Bisher hat es auch keinen Tropfen Regen gegeben. Ich bin froh, dass wir dieses kleine Landhaus haben – mit Steinboden und Klimaanlage. János kann sich tagsüber leider nur drinnen aufhalten. Die Hitze im Sommer ist wirklich eine Herausforderung. Deswegen werde ich es zukünftig so planen, dass wir in den Sommermonaten Juli und August im Norden sind. Also nach Deutschland oder Skandinavien reisen. Denn der Sommer in Mittelitalien ist nicht schön für Hunde.

Das wäre für meinen Hund Alex auch der Horror. Dem ist ja sogar alles über 20 Grad zu viel. Für mich wäre das aber wohl auch eher nichts.

Das geht schon an die Substanz. Ich kann Hitze eigentlich gut ab, aber über so eine lange Zeit, das ist schon etwas anderes. Und das erste Mal, dass ich das so extrem erlebt habe. Morgens in der Frühe mit János rausgehen, tagsüber nur kurz zum Pippi machen. Ansonsten mit Klimaanlage drinnen sitzen und dann erst ab 8 Uhr abends wieder vor die Tür gehen. Jetzt wird es aber langsam besser und es kommt bald die beste Jahreszeit, wie ich finde: September und Oktober sind hier wunderschön.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Oh ja, ich liebe den Herbst! Was für hundefreundliche Orte und Aktivitäten kannst Du denn in Italien empfehlen?

Im Moment habe ich nicht mehr das Bedürfnis, viele Reisen fernab zu machen, und ich lege meinen Schwerpunkt auf meiner Seite „Tierisch in Fahrt“ jetzt auch auf die italienische Region „Tuscia“, im Dreiländereck Latium-Toskana-Umbrien. Da stelle ich immer mal wieder etwas vor. Es gibt tatsächlich ganz viel zu erleben, womit ich meinen Blog nach und nach bestücken werde. Aber natürlich habe ich schon jetzt Tipps.

Für die Badezeit eignet sich der Lago di Vico hervorragend. Dort gibt es ein tolles Strandbad für Hunde: das „Riva Verde“ mit dem „Spiaggia Bau“. Dort sind Hunde nicht nur erlaubt, sondern gern gesehen. Die Hunde können sich frei bewegen, denn das ganze Strandbad ist eingezäunt. Es gibt Liegen mit Sonnenschirmen, Wassernäpfe, Schatten, Badestellen für Hunde und hundespielplatzmäßig verschiedene Geräte. Das ist schön und ein sehr spezieller Ort. (Zum Blogartikel „Ein tolles Hundestrandbad in Italien“ geht es hier entlang.)

Ansonsten kommt es auf die Zeit an, zu der man mit Hund nach Mittelitalien Italien reist. Man kann hier sehr gut wandern: Es gibt schöne Wälder und Berge. Außerdem haben wir viele Hundestrände am Meer und auch an den Seen. Juli und August eignen sich aufgrund der Temperaturen aber nicht so gut für den Urlaub mit Hund in Italien.

Es gibt verschiedene Projekte, wie zum Beispiel in „Maremma-Museen auf vier Pfoten“. In der Region dürfen Hunde in die Museen. Solche Möglichkeiten findet man aber auch andernorts. Es gibt auch viele „dogs welcome“ Projekte, wie zum Beispiel der Pinocchio-Park (Parco di Pinocchio) in Collodi. Der ist sehr schön. Da geht es um die Geschichte von Pinocchio. Es ist zwar ein hauptsächlich für Kinder angelegter Park, aber auch erwachsene Pinocchio-Fans sowie Hunde haben dort ihren Spaß. (Hier geht es zum Blogartikel „Zu Besuch bei Pinocchio“ https://tierisch-in-fahrt.de/toskana-mit-hund/)

Dann kann man auch noch einen Spa-Tag mit Hund in Italien einlegen. Das bietet die Terme di Stigliano nahe dem Ort Canale Monterano (Zum Blogartikel „Dog-SPA in der Terme di Stigliano“). Also Italien hat einiges für Hundebesitzer zu bieten.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Das Hundestrandbad hat mich tatsächlich ein bisschen überrascht, der Rest jetzt auch, dass es das in Italien gibt. Wie ist denn die Einstellung der Italiener zu Hunden, Deiner Erfahrung nach? Gibt es Unterschiede zu Deutschland?

In den letzten Jahren gleicht es sich sehr an Deutschland. Generell kann man sagen, viele Italiener lieben Hunde. Den Eindruck habe ich zumindest. Es gibt hier auch unwahrscheinlich viele Hunde. Schätzungsweise bis vor fünf Jahren war es eher so, dass Familienhunde eher so kleine Fiffis waren, wie beispielsweise Malteser. Das sieht man auch heute noch häufig, aber große Hunde sind als Familienhunde immer mehr im Kommen. Ich habe auch mit einer Frau gesprochen, die eine Hundeschule in Rom leitet. Sie meinte, dass der neue Modehund in Italien der Weimaraner sei. Was teilweise nicht ganz unproblematisch sein kann, weil er eben zu den Jagdhunderassen gehört und entsprechende Auslastung braucht.

Normalerweise werden Weimarer und ähnliche Rassen in Italien tatsächlich als Jagdhunde eingesetzt. Häufig werden sie in Zwingern gehalten und nicht als Hund mit Familienanschluss im Haus. Das möchte ich selber nicht beurteilen und da gibt es sicherlich Haltungen, die kritisch zu sehen sind, aber ich möchte nicht alle verteufeln.

Da ich selber einen Jagdhund habe und Jagdhunde liebe, weiß ich, dass die oft sehr bemüht, aber zarthäutig sind. Deshalb finde ich es immer etwas schwierig, einen Jagdhund im Zwinger zu halten. Ich persönlich finde das nicht so schön. Hier sieht man das aber öfter.

Deswegen schauen die Leute oft, wenn ich mit meinem großen Jagdhund in der Eisdiele sitze oder durch die Gegend schlendere. Das ist hier in Italien schon noch ungewöhnlich, aber die Leute sind immer sehr angetan. János erinnert an einen italienischen Spinone, ist aber ein Magyar Vizsla Drahthaar. Die Hunderasse scheint hier unbekannt. Wenn die Leute János sehen, höre ich immer: „Spinone, Spinone, che bello!“ Viele Leute möchten ihn auch streicheln.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Ah interessant. Ähnliches habe ich in Ungarn erlebt. Meine Freundin Kerstin von „Buddy schreibt“ und ich waren dort mit drei großen Hunden unterwegs, da haben die Ungarn auch immer komisch geschaut: Im ländlichen Raum bewachen große Hunde eben Haus und Hof, damit geht man nicht spazieren. Also zumindest da wo wir waren. Es waren aber trotzdem immer alle Ungarn begeistert von unseren Hunden.

Ja, in Italien ist es ähnlich. Allerdings gleicht es sich in Italien nun an Deutschland an. Auch wenn das sicherlich noch ein paar Jahre dauern wird. In Rom hat kürzlich ein besonderes Hunderestaurant eröffnet. An sich handelt es sich um ein normales Restaurant, aber um jeden Tisch stehen blickdichte Zäune und der Hund kann sein eigenes Menü bekommen. Also die Italiener lassen sich hier einiges einfallen.

Große Hunde dienen hier auch als Wachhunde. In dem Fall gehört der Deutsche Schäferhund beispielsweise zu den beliebten Hunderassen. Die Hunde sind dann tatsächlich nur auf dem Grundstück. Unsere Nachbarin hat beispielsweise reine Hofhunde zum Bewachen: Die leben also nur auf dem Gartengrundstück.

Die kommen dann aber nicht vom Grundstück runter, wenn man vorbeigeht?

Nein, das Grundstück ist eingezäunt. Die Hunde bellen dann aber wie Hulle.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Man muss in Italien aber auch sehr das Nordsüdgefälle beachten. Der Norden ähnelt Deutschland sehr. Je weiter wir in den Süden kommen, umso mehr unterscheidet sich das. Ganz im Süden gibt es dann tatsächlich noch Streunerhunde.

Also bei Euch in Mittelitalien gibt es keine Streunerhunde?

Nein. Ich wage zu behaupten, dass das so ungefähr in Höhe von Neapel anfängt. Hier bei uns gibt es zwar Streunerkatzen, aber keine Streunerhunde. Es kommt natürlich nicht nur auf die Gegend an, sondern auch darauf, mit wem man spricht. Ich habe eine Bekannte, die hat eine Hundeauffangstation nahe Neapel – also da, wo das so langsam anfängt. Sie ist selbst Italienerin, hat aber lange in Deutschland gelebt. Und sie schimpft sehr über die Hundehaltung der Italiener und das Tierheimsystem. Sie hat da halt einen ganz anderen Blick darauf als ich. Durch ihre Arbeit sieht sie viel vom Hundeelend. Wenn Du sie fragen würdest, würdest Du vermutlich andere Antworten bekommen, aber sie spricht eben vorrangig für Süditalien.

Du hast ja schon viele Länder mit Hund bereist. Welches war denn für Dich das Hundefreundlichste?

Das ist eine interessante Frage. Da muss ich etwas in mich gehen. Meine erste Eingebung war und dabei bleibe ich auch: Frankreich. Das Land habe ich als unglaublich hundefreundlich empfunden. Frankreich fand ich immer super mit Hund zu bereisen. Da gibt es viele Möglichkeiten und die Leute waren immer sehr hundefreundlich. Und dann noch die Niederlande und Polen.

Frankreich habe ich auch als sehr hundefreundlich erlebt. Von den Niederlanden habe ich es schon oft gehört, war selbst nur einmal mit Hund in Amsterdam und in Den Haag. In Polen war ich leider noch nicht.

In Polen hatte ich wenig Probleme mit Hund. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, gab es da gar nicht so viele Begegnungen, in denen die Leute jetzt so speziell hundefreundlich waren. In Polen fand ich es aber einfach so toll, weil man dort viel Freiraum hat, so viel Natur, lange Strände, unverbaute Gegenden und viele Möglichkeiten, sich mit seinem Hund entspannt zu bewegen. Das geht im Baltikum dann weiter. In den Niederlanden merkst du richtig, dass die hundeverrückt sind. Da sieht man auch ganz viele verschiedene Hunderassen.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Und dazu Deutschland und Italien im Vergleich?

Ich würde Deutschland dann vielleicht nach den Niederlanden nennen und vor Italien. Es kommt natürlich darauf an, was für einen Hund man hat und in was für Situationen man sich wohlfühlt. Mein Hund hat Probleme an der Leine und deshalb genieße ich die Freiheiten in Italien. Es geht hier etwas laisser-fairer zu. Natürlich kann Hund hier auch nicht alles machen, aber es ist lockerer und es wird mehr gelacht. Zum Beispiel, wenn ein Hund jemanden anbellt, folgt kein Ärger, sondern es wird auch einfach mal darüber gelacht. Das finde ich schon angenehmer.

In Deutschland wird mehr ein Brimborium um alles gemacht. Wenn du nicht bereits die Hundetüte in der Hand hältst, während dein Hund einen Haufen macht, kriegt man schon zu hören: „Aber ja aufsammeln!“ Bei Hundebegegnungen wird gleich angeleint und sich aus dem Weg gegangen. Das finde ich an sich natürlich richtig und verstehe das, aber für mich persönlich ist das genau das Falsche. Wenn uns ein freilaufender Hund entgegenkommt und meiner auch freiläuft, funktioniert es halt viel besser. Da ist meiner total unkompliziert. Wenn ich ihn hingegen anleinen und auf die andere Seite bringen muss, herrscht Chaos pur.

Also ist es üblich in Italien, dass die Hunde aufeinander zugehen und sich beschnüffeln können?

Ja, auch mit Leine. Also dieses aus dem Weg gehen, gibt es hier normalerweise nicht. Das spiegelt die Mentalität der Italiener wider. Es wird einfach mehr unter Menschen kommuniziert – auch mit Fremden. Man geht mehr aufeinander zu und ist viel offener. Genauso läuft es mit den Hunden ab. Natürlich kann man das auch kritisch sehen, wenn man zum Beispiel eine läufige Hündin hat oder einen Hund, der nicht gerne Kontakt zu Artgenossen hat. Dann würde ich das als nervig empfinden.

Für Alex wäre das vermutlich eher nix.

Genau, es ist eben individuell. Für mich und meinen Hund funktioniert das hier aber super. Deshalb fühle ich mich mit Hund in Italien wohler als in Deutschland. Aber ganz generell würde ich sagen, dass Deutschland doch etwas weiter vorne rangiert, wenn es um das Wissen, den Umgang und die Möglichkeiten geht.

Stimmt: Es ist natürlich sehr individuell. Ich verspüre halt eher etwas Druck, wenn sich uns ein Fremder, unangeleinter nähert. Aber das hat eben mit unseren vielen schlechten Erfahrungen zu tun, die wir leider gemacht haben. Wenn wir mehr gute Erfahrungen machen würden, wäre es vermutlich auch anders.

Es kann natürlich sein, dass Du in Italien auch schlechte Erfahrungen machst. Ich kann ja immer nur von uns erzählen. Ich finde es schwierig, das zu verallgemeinern.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Das sehe ich auch so, aber es geht ja eben um Deine Bewertung und Erfahrungen. Du hast schon gesagt, es gibt Hundestrände und Hunde dürfen in Mittelitalien oft mit ins Restaurant. Wie ist es denn ansonsten: Herrscht irgendwo Leinenpflicht oder gibt es andere Auflagen?

Ich sehe, außer an kleinen Parkanlagen, nirgends Schilder, die Hunde verbieten oder auf denen etwas von Leinenpflicht steht. Es gibt Kommunen, die eine Leinenpflicht haben. Aber ich bin tatsächlich nicht so gut informiert, was das anbelangt. Was ich aber weiß, ist, dass man in öffentlichen Verkehrsmitteln für Hunde (insbesondere für Große) einen Maulkorb dabeihaben sollte.

Ich hatte leider kein Maulkorbtraining mit meinem Hund gemacht, weil wir das vorher nicht brauchten. Als wir in Venedig waren, musste János dann leider auf der Bootsfahrt einen tragen. Er wollte das aber nicht und versuchte, den abzustreifen. Ohne darf ein Hund aber nicht mitfahren. Da habe ich mir das dann schon etwas versaut mit dem Maulkorb, das war blöd.

Ja, ein Maulkorbtraining ist wirklich ratsam, damit findet der Hund das einfach in Ordnung. Unseres liegt eine Weile zurück und jetzt würde Alex den vermutlich auch erst einmal nicht gerne tragen, aber wir üben wieder. Denn ich finde es fürs Wandern mit Hund wichtig. Wenn ich mich verletzte oder vielmehr er und er müsste von einer fremden Person angefasst werden, kann es natürlich schon sein, dass er vor Schmerzen oder so zubeißt. Und eben fürs Reisen mit Hund finde ich es ebenfalls wichtig, weil es in manchen Ländern auch Pflicht ist, einen Maulkorb dabei zu haben. Ich weiß, manche verteufeln das ja. „Oh Gott, ein Maulkorb, der arme Hund.“ Aber wenn man das vernünftig übt, stört das einen Hund gar nicht.

Ja, das ergibt wirklich Sinn. Vor allem wenn man sich in Italien auch Städte anschauen möchte oder nach Venedig möchte. Natürlich muss hier nicht überall ein Maulkorb getragen werden, aber man sollte es berücksichtigen.

Wie ist denn die tierärztliche Versorgung in Italien?

Wir mussten schon mehrere Male zum Tierarzt, aber glücklicherweise war es nie etwas Schlimmes. Für mich war es eine Herausforderung, einen Tierarzt des Vertrauens zu finden. In Deutschland habe ich einen, aber hier musste ich erst einmal ein bisschen schauen. Ich bin noch auf der Suche nach einem guten Tierarzt. Generell würde ich aber sagen, dass die tierärztliche Versorgung gut ist. Also es gibt hier ein gutes Netz, wie in Deutschland auch.

Gibt es irgendetwas, das Du vermisst?

Oh, da muss ich nachdenken. In Osnabrück war ich mit János immer auf so einer Hundewiese, also bei einem Hundetreff, aber das fand ich besser als János, glaube ich. Also der braucht diese Hundetreffen gar nicht. Ansonsten fällt mir nichts ein. Also nein, ich vermisse nichts.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Umso besser. In Deinem Artikel „Hundewanderung zur Pyramide, Weihnachtsmarkt Viterbo und der umgekippte Baum – Italientagebuch Teil 9“ berichtest Du von einer Hundewanderung zu der Etrusker-Pyramide, die Du mit einer Hundeschule aus Rom gemacht hast. Gibt es solche Hundeveranstaltungen häufiger oder auch Hundetreffen, sodass man gemeinsam Gassi geht?

Ja, das gibt es. Normalerweise nehme ich daran nicht teil, weil János daran einfach kein Interesse hat. Der schnüffelt dann lieber die Gegend ab. Aber ich sehe das zum Beispiel auf Facebook oder es gibt Plattformen, auf denen man Guides findet, die Wanderungen mit Hund anbieten. Die Hundeschule aus Rom macht das eben auch hin und wieder.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat mich das überrascht, genauso wie das Hundestrandbad und Hunderestaurant in Italien. Habe da scheinbar ein paar Vorurteile, was Italien und Hunde anbelangt..

Viele schätzen Italien diesbezüglich wohl anders ein. Das war bei mir zugegeben auch so. Dabei ist es gar nicht so anders. Wobei in Deutschland gibt es gefühlt an einem Ort 30 verschiedene Hundeschulen mit tausend verschiedenen Trainingsansätzen. Was das anbelangt, hängt Italien noch ein wenig hinterher.

Vielleicht gar nicht so verkehrt, denn so kann Hund vielleicht auch noch mehr Hund sein. Wir sind ja schon teils sehr verkopft. Wir machen uns teilweise zu viele Gedanken und es gibt bei uns zu viele Regeln et cetera. Man muss teilweise enorm aufpassen, was man sagt, um nicht gleich angegangen zu werden. Das ist in Deutschland schon echt absurd, wie ich finde. Mein Hund ist ein Hund, ich bin ein Mensch und wir können nicht immer alles richtig machen.

Genau. In Deutschland weiß es jeder besser, jeder hat schon einmal etwas gelesen, was richtig sein soll und so weiter. Das finde ich in Deutschland inzwischen auch zu viel. Natürlich ist Wissen toll und dass es die Möglichkeiten gibt, aber es wird teilweise etwas übertrieben. Da sind wir wieder bei dem Thema: Jedes Hund-Mensch-Team ist individuell. Andere einfach zu beurteilen, finde ich verkehrt, weil man nie weiß, welche Geschichten dahinterstecken. Hier in Italien sind die Menschen lockerer. Mit Sicherheit werden hier Fehler gemacht. Zum Beispiel einen Hund auf einen anderen zulaufen zu lassen, ist ja auch nicht immer gut. Es bleibt die Frage, was passt besser zu einem.

Ich glaube, es gibt nicht den einen Weg, und eine Mischung ist in vielen Fällen gut. Gibt es denn in Italien irgendwelche Bestimmungen für Hundebesitzer, die es bei uns nicht gibt oder andersherum?

Hier gibt es keine Rasseliste, also keine verbotenen Rassen. Ansonsten fällt mir nichts ein.

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

Okay. Du reist ja jetzt viel mit Hund durch Italien. Hast Du aber trotzdem noch andere Reisepläne?

Genau, im Moment bin ich viel in Italien mit Hund und Van unterwegs. Es gibt hier einfach noch so viel zu entdecken, dass ich im Moment gesättigt bin mit dem, was ich um mich habe. Im Umkreis von 100 Kilometern ist es schon so abwechslungsreich. Das heißt aber natürlich nicht, dass mein Hund und ich nicht noch woanders hinreisen.

Ich möchte gerne einmal nach Irland und nach Schottland. Europa habe ich ja schon ziemlich abgegrast, aber die beiden Länder habe ich noch nicht gesehen. Das möchte ich unbedingt machen, aber es gibt jetzt noch keinen konkreten Plan. Ich habe auch noch so Sehnsuchtsziele wie Rumänien. Dort war ich 2013 und würde gerne noch einmal hin.

Nach Irland würde ich auch sehr gerne, aber die Anreise hat mich bisher abgeschreckt, da es auf der Fähre keine Haustierkabinen gibt und die Überfahrt über acht, neun Stunden dauert… Eine Frage zum Abschluss: Hast Du noch weitere Tipps für Leute, die mit ihrem Hund nach Italien reisen möchten oder sogar auswandern wollen? Einen Maulkorb dabei haben, möglichst nicht im Sommer, das hatten wir jetzt schon.

Das ist natürlich etwas schwierig. Schließlich hängt es immer davon ab, wo es hingehen soll, was hat man für einen Hund et cetera. Ich wage zu behaupten, dass alles nördlich von Rom eigentlich ziemlich unproblematisch und nicht so viel anders ist als bei uns. In Süditalien gibt es dann, wie bereits gesagt, die Streunerhunde und Hunde sind noch nicht überall so akzeptiert.

Wenn ich tolle Orte und Aktivitäten mit Hund in Italien entdecke, berichte ich darüber natürlich auf meinem Blog. (Hier geht es zum Blog „Tierisch in Fahrt“.)

Vielen lieben Dank für das Interview!

© Carolin Hlawatsch/Tierisch in Fahrt

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