Was ist Heimat? Andrea von Anwolf – Unterwegs auch mit Hund hat zur Blogparade „Heimatorte – Woran denkst Du, wenn Du an Heimat denkst?“ aufgerufen und genau deswegen widme ich mich dieser Frage. Eine Antwort viel mir sofort ein, aber trotzdem habe ich mir etwas Zeit gelassen.
Nun sitze ich in Liechtenstein, blicke vom Balkon aus auf die Schweizer Berge und mir geht die Frage wieder durch den Kopf. Was ist Heimat? Vor wenigen Minuten war ich im Supermarkt in Ruggell und hatte ein Heimatgefühl. Es mag manchen vielleicht komisch vorkommen, aber ja ich hatte es im Supermarkt. In den Regalen habe ich ein paar Produkte entdeckt, die ich ganz vergessen hatte: Einfache Dinge wie ein belegtes Zöpfli, Rüblikuchen, Toblerone, Ovomaltine-Snacks und die Marke Emmi, die ich liebe. Ich weiß, manches davon bekomme ich auch in Deutschland, aber nicht alles. Und Außerdem erinnert es mich an eine wunderschöne Zeit. An eine Zeit, die ich in der Schweiz verbrachte.
Über drei Monate lebte ich mit meinem damaligen Hund Struppi in Bern und war so begeistert, dass ich gar nicht mehr zurück wollte. Der Abschied ist mir so schwer gefallen, dass ich ihn so lange wie möglich hinausgezögert habe. Als ich dann zurück in Bremen war, brauchte ich einige Wochen, um wieder anzukommen und mich wohl zu fühlen.
Matratze bevorzugt
Ich weiß es noch ganz genau, als wäre es gestern gewesen. An meinem ersten Tag zurück in Deutschland schien die Sonne. In Bern lag bereits Schnee, in Bremen war ein sommerlicher Oktobertag – und ich hasste es. Trotz der Sonne und dem guten Wetter waren manche Leute schlecht drauf. Im Supermarkt wurde man nicht mehr angelächelt und alle waren gestresst. Der einzige Vorteil war, dass ich die Leute wieder besser verstand. Wobei mir das Schweizer Deutsch nach den Monaten nicht mehr ganz fremd war und ich es sogar recht gut verstand. Selbst die Langsamkeit der Berner vermisste ich und ich wollte einfach nur zurück. Ich hatte in meiner Heimatstadt Heimweh nach einem anderen Land. Normalerweise bin ich nicht der Typ für Heimweh, selbst als Kind war das meist ein Fremdwort für mich, aber an dem Tag war es nun soweit. Aber warum war das so?
Ich wohnte erst in einer Einzimmerwohnung mit nur einer Matratze und einem Schrank. Die letzten Wochen wohnte ich sogar bei einem Kumpel, weil die Mietzeit vorüber war und trotzdem war mir das tausendmal lieber als meine voll möblierte große Zweizimmerwohnung in Bremen. Wahrscheinlich lag es auch mit an der Zeit, denn diese war nicht gerade einfach. Bevor ich verschwand und auch danach gab es ein paar Probleme.
Ein schönes Herz hat bald sich heimgefunden, es schafft sich selbst, still wirkend, seine Welt. Friedrich Schiller
Mein Aufbruch in die Schweiz war vielleicht etwas wie eine Flucht, aber eine, die mich wirklich weiter brachte und mich so heimisch fühlen ließ wie selten zuvor. Die freundlichen Menschen, die fast immer ein Lächeln auf den Lippen hatten. Die Ruhe und Entspanntheit, die selbst in den Städten zu spüren war. Nicht einmal fühlte ich mich unwohl oder hatte gar Angst. Dann die Landschaften. Die Berge und vor allem die türkisen Seen und Flüsse. Mit zu den schönsten Momenten meines Lebens gehört, das Schwimmen in der Aare. Sich dem türkisen Wasser hinzugeben und sich ohne Anstrengung von der Strömung treiben zu lassen, dessen Rauschen einen alles vergessen lässt. Einfach ganz unbeschwert und frei sein.
Und jetzt sitze ich in Liechtenstein und ein Einkauf bei Migros versetzt mich zurück in diese Zeit und ich fühle mich auch hier gleich noch viel wohler als ohnehin schon. Es ist wieder wie ein Stück Zuhause. Es war damals nicht nur die Flucht, die mir dieses Heimatgefühl bescherte. Ich gehöre zu den Menschen, die sich sehr schnell wie Zuhause fühlen. So zum Beispiel auch nur nach wenigen Tagen in Liechtenstein. Je länger ich irgendwo bin, umso intensiver wird das Gefühl.
Zwei Dinge reichen
Nur ganz selten komme ich irgendwo nicht an und möchte gerne irgendwann wieder zurück, wie beispielsweise während meiner Zeit in Kiel. Allerdings habe ich dort nur etwa die Hälfte der Woche gelebt, die restliche war ich wieder in Bremen und somit kam vielleicht keine richtige Verbundenheit auf, obwohl das wichtigste mit dort war. Natürlich sollte die Umgebung schön sein und mir alles nötige bieten, aber das einzige, was ich brauche, ist mein Hund an meiner Seite. Mein Zuhause ist also dort, wo mein Herz und mein Hund sind. Für ein Heimatgefühl brauche ich nur eine Sache mehr – und das ist mein Bett. Ich liebe mein Bett und nirgends fühle ich mich so heimisch wie auf diesen 1,80 Meter breiten Kasten.
Eigentlich ist meine Heimat in Bremen, weil ich dort geboren bin. Doch Heimat ist für mich nicht nur an einen Ort gebunden. So war sie auch mal in Kirchweyhe, wo ich die schönsten Jahre meiner Kindheit verbrachte. Noch heute macht sich ein starkes Heimatgefühl breit, wenn ich frisches Heu rieche. Einige Zeit war mein Zuhause in Brinkum bei Bremen, dann in Spanien, in der Schweiz und jetzt ist der Ostalbkreis von Baden-Württemberg meine (vorübergehende) Heimat. Denn hier steht mein Bett und lebt mein Hund mit mir. Mehr brauche ich einfach nicht. Klar meine Freunde und Familie aus der Hansestadt und wo sie sich nicht überall verteilen, fehlen mir manchmal, aber sie machen für mich nicht eine Heimat aus beziehungsweise meine Heimat. Das können nur mein Bett und mein Hund.
Was ist für Dich Heimat? Schreib es im Kommentar.
4 Comments
Pingback: Heimatorte (Blogparade) – Anwolf
Liebe Anni,
schöner Beitrag zu meiner Blogparade! Mir geht es ähnlich, dass „Heimatgefühle“ nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist, eher an Erinnerungen, Gerüche, Erlebnisse, Gefühle. Und mein Hund Bobby hat da auch ganz viel mit zu tun 🙂 Viele Grüße von Andrea
Liebe Andrea,
freut mich, dass Dir mein Beitrag gefällt und dass es Dir ähnlich geht. 🙂
Danke für die tolle Blogparade, das ist ein schönes Thema und es sind tolle Beiträge entstanden!
Liebe Grüße
Anni
Pingback: Heimatorte – Eine Reise durch Deutschland und die Welt (Auswertung Blogparade) – Anwolf