Kleine Auszeit mit Hund: irgendwo in Brandenburg

Ein bisschen Wehmut meldet sich. Es fehlt das Meeresrauschen, der Geruch nach Salz und die Möwenschreie. Genauso wenig wie die große Reise ist auch das Meer im Sommer 2022 leider aus verschiedenen Gründen nicht drin. Aber immerhin sind wir am Wasser: Ich habe es schon immer so geliebt. Wenn ich es nicht regelmäßig sehe, höre und rieche, dann fehlt mir etwas. Ich werde frustriert und merke erst, woran es liegt, wenn meine Füße wieder nass werden und ich auf die „Wellen“ blicke. Dieser See irgendwo in Brandenburg tut es auch. Es ist schön hier und statt Möwengeschrei gibt es ein kostenloses Quak-Konzert.

Mein Hund Alex fiept. Steht auf. Er ist wieder etwas unruhig. Kein Wunder: Ich habe ihm nie richtig beigebracht, andernorts runterzukommen und zu entspannen. Zu Hause geht es mittlerweile sehr gut, auch im Zelt oder wenn wir im Auto übernachten, aber draußen? Keine Chance! Ich hätte dranbleiben sollen – wie so oft. Ich bin es aber nicht – wie so oft. Zu anstrengend? Andere Dinge im Kopf? Eine Zeit lang war ich meinem Hund auf jeden Fall ein schlechtes Beispiel. Wie sollte er auch entspannen, wenn ich ständig unter Strom stehe: höher, schneller, weiter. Das war einige Zeit meine ungewollte Devise und darin wurde ich durch das Internet und die sozialen Medien häufig bestärkt. Es war zum Glück nur eine Phase, die sich dann ins Gegenteil verkehrt hat.

Zeit für mich muss sein

Es ging nicht mehr viel. Am liebsten nur noch faul im Bett herumliegen. Abenteuer? Fehlanzeige, – keine Lust und keine Energie. Zwischendurch Nichtstun, um sich richtig zu erholen, konnte ich immer gut, bis zu dieser Phase. Denn anstatt wie früher energiebringende Pausen und Auszeiten einzulegen, verlor ich mich im Grübeln und in den Tiefen der modernen Technik. Vielleicht kein Wunder: Schließlich schläft das Internet nie und damit genauso wenig der Informationsfluss. Auch der Austausch mit anderen ist immer möglich. Das alles kann schnell für Ablenkung sorgen. Dabei brauche ich viel Zeit für mich, – für meine Gefühle, Gedanken und für meinen Körper, ansonsten laden sich meine Akkus nicht richtig auf.

„Ein Hauptstudium der Jugend sollte sein, die Einsamkeit ertragen lernen, weil sie eine Quelle des Glücks und der Gemütsruhe ist.“ Arthur Schopenhauer *

Glücklicherweise bin ich wieder aus dem Karussell ausgestiegen. Allerdings bin ich teils auch ein Mensch der Extreme und so fällt es mir schwer, eine gute Mischung zu finden. Also Arbeit, mein Hund Alex, Sport/Freizeit, Sozialkontakte und Zeit für mich unter einen Hut zu bekommen. Vor allem ich und die Erholung bleiben schnell auf der Strecke. Ich versuche es und erinnere mich immer wieder daran, einfach mal nichts zu tun. Einfach sein. Die Gedanken und den Körper zur Ruhe kommen zu lassen. Doch leider habe ich es versäumt, meinen Hund da mitzunehmen. Reicht es, wenn ich es ihm einfach vorlebe? Er spiegelt mich ja so oft… Oder sollte ich mich dem Thema doch wieder aktiv nähern?

Ein Kurztrip reicht zum Runterkommen

Und während ich den Text ins Handy tippe, legt Alex sich von allein wieder in den Sand. Nur um kurz darauf wieder aufzustehen, zu mir zurückzukommen und vor mir Platz zu nehmen. Sein Kopf legt er aber nicht ab. Natürlich nicht. Auch wenn an diesem See in Brandenburg gerade so gut wie niemand ist, außer an dem anderen Ufer ein paar Angler, – muss mein Hund wachsam sein. Schauen, was passiert und ob Gefahr droht. Aber wenigstens liegt er jetzt und wird ruhiger. Mit seiner Einlage holt mich mein Hund aus meinen Gedanken und wieder ins Jetzt.

Das Frosch-Konzert ist mittlerweile vorbei. Ein „Mäh“ ertönt stattdessen immer wieder. Die Vögel singen weiter. Ja, es ist nicht das geliebte Meer, aber schön ist es trotzdem. An dem kleinen See irgendwo in Brandenburg kann ich langsam immer mehr abschalten und zur Ruhe kommen. So in etwa habe ich mir unseren Kurzurlaub/Campingtrip gewünscht. Und für diese schöne kleine Auszeit mit Hund mussten wir nicht weit fahren.

„Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“ Friedrich Wilhelm Nietzsche *

*Zitate entdeckt auf https://www.zeitblueten.com/news/ruhe-entspannung/

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