Eine meiner Kolleginnen versorgt mich regelmäßig mit Ausflugstipps in der Region. Da mein Freund, ein leidenschaftlicher Angler, gerade zu Besuch ist, empfahl sie mir zum Kocherursprung zu fahren. Denn da seien große Forellen zu Bestaunen und man könne zum Volkmarsberg hoch wandern.
Die Tour fand ich auf meiner Karte 14 des Schwäbischen Albvereins (Aalen/Schwäbisch Gmünd), etwa zehn Kilometer sollten es werden. Nachdem wir etwas planlos herumkurvten, weil mein Navi uns erst zum falschen Kocherursprung (weißer) schickte und dann durch für Autos verbotene Straßen, erreichen wir den Wanderparkplatz an der Heidenheimer Straße in Oberkochen.
Der Kocher ist bereits zu sehen, ein Blick auf die Karte und los geht es. Der Fluss ist an der Stelle sehr flach, aber klar wie fast überall. Doch keine Spur von großen Forellen. Egal wir laufen weiter, vielleicht kommen die ja noch. Neben uns liegen Felder durch die sich der Schwarze Kocher schlängelt. Es sind nur wenige Meter, da erreichen wir die erste kleine Brücke. Und mein Hund Alex gönnt sich am Flussrand eine kleine Abkühlung.
Noch ein Stück weiter taucht die nächste Brücke zwischen ein paar Bäumen auf. Ein idyllisches Plätzchen. Nach dem Überschreiten befinden wir uns direkt am Ursprung des schwarzen Kochers, der an dieser Stelle recht breit ist und wie ein kleiner Teich. Noch eine Abkühlung für Alex, kurz entspannen und dem Wasserrauschen lauschen. Das könnte ich Stunden tun: Ich liebe dieses Geräusch!
Danach geht es bergauf. Es ist ein sehr schmaler, rutschiger und steiler Weg. Es nicht auf den ersten Blick gleich klar, wo wir hinauf kommen. Doch dann sehe ich ein Holzgeländer, das allerdings nicht sehr vertrauenswürdig aussieht. Aber der Weg scheint richtig zu sein. Doch ich hüte mich davor, mich an diesem Holzkrüppel festzuhalten. Da ich etwas Probleme mit Höhen habe, gerate ich kurz ins Stocken. Doch ich reiße mich zusammen und geh weiter aufwärts. Dicht gefolgt von Alex, der mal wieder keine Probleme hat.
Ein fast zugewachsener Pfad
Oben angekommen ist der Weg immer noch sehr schmal und bewachsen. Scheinbar wandern hier nicht ständig Leute durch. An der Abzweigung werfen wir noch einen Blick auf die Wasseridylle und nehmen die linke Spur. Zwischendurch ist der Weg zwar etwas breiter, aber auch dieser Teil ist recht bewachsen. Wir schlagen uns durch.
Nach einiger Zeit gelangen wir auf einen breiten Schotterweg. Da dieser in der prallen Sonne liegt ohne Schatten in Sicht, entscheiden wir uns den urwaldmäßigen Pfad, der auch zu der Tour gehört, zu nehmen. Hier ist wirklich schon länger keiner mehr durchgelaufen: Ein Halm nach dem anderen streift an meinen nackten Beinen entlang. Na hoffentlich bleibe ich zeckenfrei. Nach einiger Zeit gelangen wir auf einen breiten Schotterweg, der irgendwann in den sonnigen Weg übergeht. Also ab durch die Sonne.
Rechts von uns ist Wald und zu unserer Linken Felder an deren Ende wieder Wald zu sehen ist. Am Wegrand sind einige Gebüsche und kleine Bäume zu denen Alex auf einmal zieht. Beim genauen Hinschauen und -hören entdecke ich zwischen den Sträuchern ein Minibach, der Alex wieder eine Erfrischung bringt. Danach geht es weiter, immer den Schildern nach. Nach gefühlten Ewigkeiten gelangen wir an die Hubertusquelle, wo Alex seine Pfoten kühlen und seinen Durst stillen kann. Auf einer Bank legen wir eine Pause ein und stellen unsere Füße in einen kleinen Quellenursprung. Eiskalt – doch erfrischend.
Ab da gibt es auf der Strecke immer wieder kurze Schattenteile und wir sind nun vollkommen von Wald umgeben. An jeder Abzweigung zeigen uns die Schilder Volkmarsberg und zunächst Tour 2 die richtige Richtung. Der Weg ist immer noch sehr breit und zwischendurch schießt mal ein Fahrrad vorbei.
Genaues Hinschauen lohnt sich
Nach einer weiteren Abbiegung sehen wir schon, dass es wieder steiler wird. Auf der Hälfte der Strecke ist das ehemalige Bilzhaus zu sehen oder besser die Reste davon. Eine Steinumrandung lässt die einstigen Mauern des archäologischen Denkmals erkennen.
Mein Freund sagt, es sei die eintönigste und langweiligste Strecke, die wir bis jetzt gegangen sind. Das gleiche hatte ich auch bereits gedacht, doch irgendwann fing ich an genauer hinzuschauen und so entdeckte ich, dass die Route abwechslungsreicher ist, als sie auf den ersten Blick scheint. Klar es sind eigentlich nur Bäume zu sehen, aber in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen. Nadel- und Laubbäume im Wechsel. Zwischendrin entdecke ich Moose, Sträucher und Blumen an denen sich ein paar Schmetterlinge tummeln. Je mehr ich mich auf meine Umgebung konzentriere, umso vielfältiger und faszinierender erscheint sie mir. Eintönig oder nicht – das ist wohl Ansichtssache.
Auf einmal treffen wir immer mal wieder Menschen, also müssen wir bald da sein. Eine Lichtung mit einigen Bäumen, darunter ein völlig kahler und eine wunderschöne alte Mutterbuche unter der eine Bank zum Verweilen einlädt. Daneben wieder ein steiler Weg. Ist es der Dritte oder Vierte? Auf jeden Fall scheinbar der steilste der Tour. Ein Blick auf die Karte sowie die Schilder und fest steht, da müssen wir hinauf.
Kein Wunder der Hausberg von Oberkochen liegt 743 Meter über Normalnull. Die Sonne strahlt glücklicherweise nicht mehr so stark und so steigen Alex und ich Schritt für Schritt hinauf – nicht ohne zwischenzeitlich kurz zu Pausieren. Abstände zu schätzen ist nicht meine Stärke, aber ich tippe, dass der Weg etwa hundert Meter lang ist vielleicht auch etwas länger.
Oben angekommen sehen wir den 23 Meter hohen Volkmarsbergturm und auf der anderen Seite eine Kioskhütte, die der schwäbische Albverein am Wochenende betreibt. Den Turm kann man gegen eine kleine Gebühr von 50 Cent hinauf steigen. Dahinter befindet sich eine große Wiese auf der mehrere Bänke stehen. Die Heiden um den Berg herum sowie ein Stück des Waldes stehen seit 1928 unter Naturschutz. Ein schmaler Weg führt weiter Richtung Aalbäumle. Doch wir wollen nach einer kleinen Rast wieder zurück.
Alex will jedoch nicht wieder hinunter. Warum erfahre ich erst nachdem ich ihn gut zuredend, mit vielen Pausen den steilen Weg herunter bekommen habe und ein Stück weiter gegangen bin. Kinder. In der Skihütte und davor scheint eine Feier zu sein. Kinder flitzen herum und Alex springt mal wieder im Kreis. Ruhe bewahren ist mal wieder angesagt und zunächst gar nicht so leicht. Aber dank einem Trick schaffe ich es.
Es geht wieder bergab. Dieses Mal auf einer asphaltierten Straße. Ganz am Ende erfahren wir erst, dass sie nur für Anlieger ist. Zu sehen ist fast gar nichts. Nur Bäume und Büsche. Die Straße ist durchgehend steil und ich bin froh, dass wir die Tour nicht anders herum gestartet sind.
Nach gefühlter Ewigkeit wird die Strecke wieder flacher, was meine Waden erfreut. Es geht wieder kurz auf einen Schotterweg. Die Tour führt uns schließlich wieder auf einen Weg aus Erde, der streckenweise recht bewachsen ist und uns zurück zum Kocherursprung bringt.
Tipps
- Die Wege sind zwar meist sehr breit und an den Seiten geht es nicht abrupt bergab, aber trotzdem würde ich die Schwierigkeit als mittel bezeichnen, denn die Steigungen haben es teilweise in sich.
- Für heiße Tage ist die Tour nicht zu empfehlen, da große Strecken durch die pralle Sonne führen.
- Auch wenn es immer wieder kleine Erfrischungsmöglichkeiten für Hunde gibt, sollte trotzdem Wasser für sie im Gepäck sein.
- Im Winter ist der Volkmarsberg ein beliebtes Skigebiet mit Liftbetrieb.
- Am Parkplatz sowie am Kocher und zwischendurch gibt es immer wieder ein paar Bänke. Auch bei dem ehemaligen Bilzhaus kann man rasten. Später taucht noch eine Bilzhütte (Schutzhütte) mit Grillstelle auf.
- Die Schutzhütte ist samstags von 13 bis 20 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung geöffnet (http://www.albverein-oberkochen.de/).
Alle Toureninfos gibt es auch noch einmal zusammengefasst unter „Wandertour vom Schwarzen Kocherursprung zum Volkmarsberg„.