Für Alex und mich geht es ins Nachbarbundesland Hessen. Unser Ziel ist eine der größten Talsperren Europas: der 27 Kilometer lange Edersee.
Für unseren Aufenthalt haben wir uns gemeinsam mit einer Freundin samt Hund eine Ferienwohnung auf dem Edertaler Hof in Edertal gemietet. Sie ist einfach gehalten, hat aber alles, was man benötigt. Die Besitzer sind sehr freundlich und haben selbst zwei Hunde. Wie wir in den nächsten Tagen bemerken, sind ein Großteil der temporären Bewohner mit Hund vor Ort – mindestens 60 Prozent, wie mir die Betreiberin später verrät. Auch auf dem Campingplatz, der zu der Ferienanlage gehört, trifft man immer wieder auf Vierbeiner.
Es gibt draußen zahlreiche Bänke mit Tischen, wo man das schöne Wetter genießen kann, sofern es denn mitspielt. Wir haben jedenfalls Glück und können so die Abende auf der Terrasse bei einem Bier ausklingen lassen.
Kleine Wildnis wachse
Das Gebiet ist umringt von Bergen, sodass man nicht gerade weit blicken kann. Einerseits finde ich es beklemmend, andererseits ist es auch wahnsinnig schön anzuschauen. Am ersten Tag laufen wir mit unseren Hunden zum einzigen Nationalpark von Hessen: dem Nationalpark Kellerwald-Edersee. Zuvor können wir von einer Brücke aus auf die Eder schauen und auf den Staudamm. Direkt daneben befindet sich ein Wanderparkplatz, der den Start in den Nationalpark zeigt: Zwei Eulen thronen dort – die Symbole des Kellerwaldes. Natürlich sind es keine echten, sondern welche aus Holz, die an den Eingangsbereich befestigt sind.
Der Nationalpark befindet sich innerhalb der Grenzen des Naturparks Kellerwald-Edersee. Das Besondere des Waldes ist unter anderem sein Baumbestand: Rotbuchen wachsen nämlich nur in Mitteleuropa. Mit einer Größe von fast 6000 Hektar ist er der größte seiner Art. Das Gebiet wird nicht mehr genutzt und so kann hier ungestört eine neue Wildnis entstehen. Neben unzerschnittenen Hainsimsen-Buchenwäldern lassen sich an den Steilhängen noch Urwaldreste finden. Seit 2011 gehört der Nationalpark Kellerwald-Edersee und vier weitere Buchenwald-Gebiete zum UNESCO Weltnaturerbe.
Der Rückweg führt uns an der Eder entlang. Dieses Mal auf einem asphaltierten Weg, der eine gern genutzte Fahrradstrecke ist. Das nervt ein wenig, weil für Alex Empfinden nicht genug Platz ist. Und so muss ich mich immer wieder mit ihm an den Wegesrand begeben und warten bis die „Störenfriede“ vorbei sind. Er mag eben keine Fahrräder.
Was jedoch an dem Streckenabschnitt schön ist, Alex und sein Kumpel können sich zwischendurch erfrischen. Denn es gibt ein paar Stellen, wo die Hunde ins Wasser gelangen. Währenddessen erfreue ich mich an dem Ausblick auf den Kellerwald und an den zahlreichen Schwänen, die sich auf dem Wasser tummeln. Ich glaube ich habe noch nie so viele auf einem Haufen gesehen. Wenn nur nicht die Landstraße wäre, könnt ich hier Stunden verbringen.
Vor allem Wanderer dürften auf ihre Kosten kommen
Edertal hat etwas über 6200 Einwohner und ist damit recht klein. Alles nötige ist jedoch vorhanden wie unter anderem eine Tankstelle, ein Bäcker, Supermarkt und Gaststätten. In dem gesamten Gebiet um den Edersee gibt es aber einiges zu entdecken. Die meisten tun das wahrscheinlich per Rad oder zu Fuß so wie wir. Die Gegend hat zahlreiche Wanderrouten zu bieten. Wir entscheiden uns ein Stück auf dem Urwaldsteig zu wandern und mein Hund Alex und ich absolvieren noch den Goldgräberweg.
Bei unserer Wandertour auf dem Urwaldsteig sind wir einen Teil übers Wasser gefahren, damit wir theoretisch auf die andere Seite des Sees gelangen. Ich weiß nicht warum, aber mir widerstrebt es total für den Rückweg dieselbe Strecke zu gehen wie auf dem Hinweg. Irgendwie gibt es für mich immer nur ein Vorwärts. Auch wenn ich zwischendurch ungewollte Rückschritte mache – so spielt eben das Leben – ist freiwillig rückwärts gehen in der Regel keine Option.
Der Preis von 5,50 Euro (inklusive Hund) für die Überfahrt ist in meinen Augen Ordnung. Allerdings achten die Mitarbeiter von der „Stern von Waldeck“ akribisch darauf, dass die Hunde absolut trocken sind. Nasse Hunde dürfen nicht mit. Während Alex Pfoten keine Probleme bereiten, darf meine Freundin nach etwas Gezeter mit Papiertüchern ihre Wasserratte trocken rubbeln. Alex und ich begeben uns auf das Deck, wo wir ein paar Informationen über den See und die Sperrmauer erhalten.
Obwohl Alex zum ersten Mal übers Wasser fährt, ist er sehr entspannt und liegt brav unter dem Tisch. Ich genieße derweil die Aussicht auf die Schiffe, den See, die Wälder und auf das Wahrzeichen der Gegend dem Schloss Waldeck, das 200 Meter über mir zu sehen ist. Während hier im 17. Jahrhundert der Graf von Waldeck residiert hat, sind es heute Touristen. Denn das Schloss beherbergt ein First-Class-Hotel, einige Restaurants und ein Museum. Von der Aussichtsterrasse soll man einen traumhaften Blick haben, was ich mir sehr gut vorstellen kann. Wir bleiben aber auf dem Wasser.
Die Schätze unter Wasser kommen manchmal ans Licht
Nach einigen Minuten steht der erste Stopp an. Unerklärlicherweise darf man, wenn man nicht wieder zurück will, die Fähre nur beim zweiten Stopp verlassen und so muss man einmal über die Sperrmauer laufen.
Bei Niedrigwasser kann man hier die Reste alter Siedlungen sehen: das sogenannte Edersee-Atlantis. Aufgrund des Baus der Sperrmauer, zwischen 1908 und 1914, mussten die im Tal liegenden Dörfer Asel, Bringhausen und Berich sowie ein paar Gehöfte verlegt werden. Ein paar Reste sind zurück geblieben wie eine Brücke oder Teile eines Friedhofs, die nun friedlich im Wasser schlummern. Doch wir sehen davon nichts. Nicht unbedingt, weil das an dem Wasserstand liegt, sondern vielmehr an der Tatsache, das auf der Sperrmauer einiges los ist und dem will ich Alex nicht so lange aussetzen. Doch mein kleiner Schisser meistert das eins a. Er ist zwar leicht angespannt, läuft aber problemlos ohne Gezerre neben mir her.
Auf der anderen Uferseite gibt es ein paar Cafés, Eisdielen und Souvenirshops, aber wir lassen das links liegen und wandern weiter (worüber ich die Tage berichte).
An unserem letzten Nachmittag machen wir uns auf zum Edersee. Von einem öffentlichen Parkplatz beim „Haus am See“ laufen wir ein Stück hinab. Unten angekommen gehen wir rechts am Edersee entlang. Zwar gibt es vorher schon einen kleinen Sandstrand, aber den haben wir bereits einen Tag zuvor kurz besucht. Ganz am Rand neben dem kleinen Hafen ist es zwar gemütlich, aber in diesen Bereich dürfen Hunde eigentlich nur mit Leine. Und da es ein sehr sonniger Sonntag ist, ist dieses Mal auch etwas mehr los. Also weiter die Straße entlang.
Pure Entspannung mit Aussicht
Nach einiger Zeit führt zu unserer Linken ein asphaltierter Weg entlang, der, wie sich nach einer Kurve entpuppt, abrupt endet. Doch dort beginnt ein Abstieg zum See. Vereinzelt liegen auf den hellen Steinen Menschen in der Sonne. Es gibt nur ein paar wenige Schattenplätze weiter oben, wir können jedoch einen ergattern. Obwohl die Landstraße direkt nebenan verläuft, ist sie nicht zu sehen und kaum zu hören. Während beim Sandstrand ein bisschen Trubel herrscht, ist es hier sehr ruhig und entspannend. Der Weg zum Baden ist allerdings sehr steil und Schuhe sind angebracht, weil die Steinbrocken recht unangenehm unter den Füßen sind.
Das Wasser ist klar und angenehm warm. Wenn in der Mitte des Sees die Fähre entlang fährt, kann man sich etwas von den Wellen hin und her schaukeln lassen. Der komplette Edersee ist umringt von Bergen (klar es sind nicht die Alpen, aber sie sind auch nicht zu überblicken). Es ist sehr idyllisch, aber auch etwas bedrückend zu gleich, wobei vielleicht empfinde ich Flachlandindianerin es auch nur so. Auf jeden Fall kann man hier gut einen Badetag mit Hund einlegen und seine Seele baumeln lassen.
Tipps
- Der Edertalerhof hat neben einem kleinen Spielplatz, einem Volleyballfeld und einer Tischtennisplatte auch noch einen eingezäunten Hundeplatz, der für 20 Euro am Tag gemietet werden kann. Außerdem bekommt man hier einiges an Informationsmaterial über die Region und für Unternehmungen.
- Unser Besuch im Edertal war recht kurz. Bis auf den Badenachmittag waren wir nur wandern und haben die Abende auf dem Campingplatz in der Sonne verbracht. Was wir aber bei unserer Tour gesehen haben, ist eine Fahrrad-Draisine mit der man auf Schienen zwischen Affoldern und Hemfurth fahren kann.
- Außerdem sind wir an dem „tollen Haus am Edersee“ in Edertal-Affoldern vorbeigekommen. Das Besondere an dem kleinen roten Gebäude ist, das es auf dem Kopf steht. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, gilt das auch für die gesamte Einrichtung. Bei einem Besuch soll aufgrund von schrägen Wänden und Türen der Gleichgewichtssinn gefragt sein.
- Eine unserer Wanderungen führte uns auch in die Nähe des Wildtierparks, der sich in Hemfurth befindet. Dort gibt es zum einen sich frei bewegendes Rot-, Muffel- und Damwild. Zum anderen bewohnen unter anderem Wildschweine, Wölfe, Uhus, Luchse, Wildpferde und Waschbären die Gehege. Es sind aber auch Fischotter und verschiedene Greifvögel zu sehen.
- Der See hat ebenfalls einiges zu bieten. Hier kann man segeln, angeln, tauchen, Wasserski fahren und surfen.
- Das Thema Essen gehen möchte ich aus mangelnder Erfahrung ausblenden, aber vielleicht hat jemand von Euch ja einen Tipp.