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„War das gerade die Grenze?“, frage ich mich. Die Häuser stehen nach wie vor in Reih und Glied an der Straße. Gelbe, beige und ockerfarbene wechseln sich ab. Waren die Gärten die ganze Zeit schon so hoch eingezäunt? Irgendwie hat sich etwas verändert. Während auf der einen Seite noch ein Fußweg die Häuser vom Graben trennt, führen auf der anderen Seite angelegte Ausfahrten über die wasserleeren Erdrillen direkt zu den Pforten Alles wirkt etwas steppiger: Zwar ist noch Grün zu sehen, aber die Böden erscheinen trocken statt saftig. „Sind wir bereits in Ungarn?“, frage ich Kerstin von Buddy schreibt per Walkie Talkie. „Ja, da war vorhin ein kleines Grenzschild“, bekomme ich als Antwort. Also habe ich mich nicht geirrt. Das warme wohlige Gefühl in meinem Herzen ist immer noch da. Ich fühle mich schnell Zuhause, aber so geborgen, angekommen und von Glück erfüllt ist dann doch eher ein seltenes Gefühl.
Ein Kindheitstraum erfüllt sich für mich. Spätestens seit den Bibi & Tina Folgen und die Wildpferde 1+2 wollte ich nach Ungarn. Die Sissi-Filme haben diesen Wunsch verstärkt. Während unseres Roadtrips durch Tschechien und der Slowakei war ich zwischendurch nicht sicher, ob wir Ungarn tatsächlich noch ansteuern. Doch nun sind wir da und seit der Grenzüberquerung dieses unglaubliche herzerwärmende Gefühl, dass ich nur schwer in Worte fassen kann. Ich bin glücklich, zufrieden und hege die Hoffnung, dass das Land, von dem ich mir am wenigsten erwartet habe, für die beste Zeit unseres Roadtrips mit Hund sorgt. „Abwarten“, ermahne ich mich.
Verständigung per App
Die vorherige Fahrt durch die Slowakei war schon großartig. Es ging durch die Wälder, vorbei an wilden Flüssen, die Berge in Serpentinen hinauf und wieder hinab. Die Straßen sind nun um einiges holpriger, Schlaglöcher tauchen immer wieder auf, aber die Atmosphäre ist eine ganz andere. Bergig wird es aber auch, als wir durch den Bükk-Nationalpark in Nordungarn fahren. Die zahlreichen Laubbäume blühen noch in einem saftigen Grün, hier und da kündigen jedoch gelbe Blätter am Boden den Herbst an. Der Empfang meines Smartphones bringt meine Navigationsapp etwas ins Straucheln und so verpassen wir die Abfahrten. Nach dem zweiten Mal gebe ich die Führung auf und Kerstin übernimmt die Poleposition.
Die Straße führt uns wackelnd hinab. Doch wir erreichen das anvisierte Dorf Répáshuta. Es liegt mitten in einem schmalen Tal des Nationalparks. Die Häuser sind immer noch bunt gestrichen, aber in matten Farben. Gräben sind hier nicht mehr, aber die hohen Gartenzäune. Am Ende der Straße erreichen wir das Ziel: Erdei Kemping és Faházak Répáshuta. Der Besitzer kommt auf uns zu. Er kann weder Englisch noch Deutsch, aber er lebt nicht hinterm Mond. Kurzerhand zückt er sein Smartphone und öffnet eine Übersetzungsapp.
Hundetraining in Nordungarn
Hunde sind erlaubt und er fragt uns, wie viele wir dabeihaben. Auf die Antwort drei folgt ein „Ui“, aber es ist trotzdem kein Problem. Noch haben wir nur die Hütten gesehen. Der eigentliche Platz zeigt sich erst, als wir den Weg hinauffahren. Ich sehe als Erstes, wie klein er ist und die Fußballspielende-Truppe. „Oh je, davon wird Alex nicht begeistert sein“, geht es mir durch den Kopf. Der Campingplatzbesitzer weist uns zwei Plätze zu. Es gibt lediglich zwölf, und zwar alle dicht nebeneinander. Hatten wir vorher immer darauf geachtet, etwas abseits zu stehen, ist das hier unmöglich. Ich sehe es als eine Trainingsmöglichkeit für Alex und bleibe gelassen.
Einen Supermarkt gibt es in dem kleinen nordungarischen Ort nicht, aber dafür zwei Restaurants. Da wir nichts mehr zu Essen haben, machen wir uns auf den Weg. Kaum haben wir das Campingplatzgelände verlassen, da kommt schon der erste Hund bellend angeschossen. Glücklicherweise lässt ihn der Gartenzaun nicht auf die Straße. Auch beim Nachbarhaus wird es laut. Der nächste große Mischling zeigt sich und seine starken Zähne. Kerstins Rabauken mischen mit und Alex prescht lauthals nach vorn. Verdammt, das kann ja heiter werden. Ich will einfach nur schnell weiter.
Kerstin bleibt stehen und versucht Amber sowie Buddy zu beruhigen. Mittlerweile bellt es aus jedem Garten und ich sehe hinter den Maschendrähten und Holzlatten verschiedene Hunde – alle groß. Manch einer von Alex ungarischen Artgenossen gefällt mir optisch sehr gut, aber ich möchte keinem davon ungeschützt begegnen.
Mein Hund der Obermacker
Nach seinem ersten bellenden Vorsprung hat Alex scheinbar kapiert, dass die ungarischen Hunde nicht zu ihm kommen können und so lässt er den Macker raushängen. Vermutlich erhofft er sich im Notfall Rückendeckung von Amber und Buddy. Auf jeden Fall ist nun seine Rute weit nach oben gehoben. Mit geschwollener Brust stolziert er voran. Natürlich muss er alle paar Schritte stehen bleiben und seine Duftmarke hinterlassen. „Du kannst nur hoffen, dass tatsächlich alle Gärten geschlossen sind, denn sonst bekommst du bei deinem Gehabe sicherlich eine auf die Schnauze“, sage ich zu Alex. Doch mein Hund pinkelt unbeirrt weiter jede Ecke an.
Während es in den ersten Gärten wieder leise wird, erschallt es in jedem weiteren, den wir passieren. Ein Spießrutenlauf. In ein paar Meter Entfernung sehe ich, dass bei einem Haus das Tor offen ist. „Bitte lass es da keinen Hund geben, der gleich herausschießt“, bete ich. Aber auch hier gibt es einen Bewacher, allerdings ist der festgebunden. Puh. Wir kämpfen uns Meter für Meter durch das ungarische Dorf der bellenden Hunde.
Toleranter als wir Deutschen
In Deutschland wären die alle wahrscheinlich schon Giftködern zum Opfer gefallen. Hier in Nordungarn stört das Bellen hingegen niemanden. Ich hätte nicht gedacht, dass die Ungarn so hundefreundlich sind und um einiges toleranter als wir Deutschen. (Am nächsten Tag bellte Alex den Campingplatzbetreiber an. Als ich mich mit Händen und Füßen entschuldigte, sagte er nur ganz entspannt mit einem Lächeln „No problem.“)
Beim nächsten Haus ist der Innenhof von einem grünen Eisentor getrennt. Es ist allerdings offen und ich sehe einen der drei Australian Kelpies, die wir bei unserer Ankunft die Kühe haben hereintreiben sehen. Er ist nicht festgebunden und schaut neugierig in unsere Richtung. „Einer wäre kein Problem, aber bitte lasse nicht alle drei auf Alex losrennen, denn das gibt vermutlich ein Gemetzel“, denke ich. Der schwarze Hund kommt langsam auf uns zu. Darauf folgt ein Wort der Bäuerin. Ich verstehe nicht, was die alte Frau am Tor sagt, aber es hält den Kelpie davon ab, noch weiterzugehen. Noch einmal entfährt mir ein „Puh“.
Wir kommen am Restaurant an, aber kaum sind wir ein paar Meter davor, kommt schon ein Hund angerannt. Er ist kleiner als Alex und so dienen wir als Puffer für die anderen. Mit kleinen Hunden hat Alex nämlich kein Problem. Sein Artgenosse nähert sich neugierig, hält aber glücklicherweise Abstand von Amber und Buddy. Ein zweiter Hund kommt hinzu. Alex und ich vollziehen einen ungewollten und vermutlich blödaussehenden Tanz, weil wir uns immer wieder im Kreise drehen. Die Leine ist dabei zwischendurch halb um mich gewickelt und ich versuche aus der Taumelei herauszukommen, um die beiden Hunde abzuwehren. Das Restaurant fällt also weg. Glücklicherweise ist direkt nebenan die Pizzeria Vadnyúl Terasz und irgendwie betreten wir den Hinterhof ohne eine hündische Auseinandersetzung.
Eine Wasserschale für jeden
Eigentlich wollte ich etwas ungarisches essen, aber es ist gemütlich. Die langen Tische zieren rot-weiß-karierte Tischdecken. Wir nehmen in einer Ecke auf den Bänken Platz. Zu unserer Linken verleiht Felsen dem Innenhof einen besonderen Charme. Die Kellnerin und ihr Kollege kommen freudig zu uns. Jeder Hund bekommt unaufgefordert eine eigene Wasserschale. Buddy und Amber erhalten zusätzlich ein paar Streicheleinheiten. Auch wenn der Weg hierher anstrengend war, ich bin nach wie vor von Ungarn begeistert. Das wohlige Gefühl ist also immer noch da und ich könnte vor innerem Glück und Zufriedenheit weinen. Die leckere Pizza unterstreicht das Ganze.
Der Rückweg bereitet mir etwas Sorge. Inzwischen weiß ich, dass wir das meistern, aber es ist mir unangenehm, dass wir für so einen Radau sorgen. Die Bewohner scheint das jedoch nicht zu kratzen. In einem Vorgarten schießt nun ein kleiner Hund auf den Zaun zu. Gerade denke ich noch, der will doch nicht den Maschendraht überwinden, da windet er sich schon in einer halsbrecherischen Manier darüber. Alex und ich halten ihn wieder zurück. Dieses Mal ist mein Hund nicht ganz begeistert und knurrt. Zum Glück versteht der Kleine die Warnung und bleibt auf Distanz.
Ich weiß nicht, wie lange die Strecke ist, wir gehen vielleicht fünf bis zehn Minuten, aber es vergeht wieder keine Sekunde ohne lautes Gebell. Wir kommen jedoch unversehrt bei unseren Mini- und SUV-Camper an. Was für ein Abend. Nach einem längeren Gespräch mit Kerstin liege ich irgendwann in meinem Bett. Ich fühle mich so sicher und geborgen, wie noch kein einziges Mal auf dieser Reise. Alex hat sich in seiner Autoecke im Schlafsack eingekringelt. Glucksend und strampelnd verarbeitet er bereits unsere Tour durch das ungarische Dorf der bellenden Hunde. Während ich gerade erschöpft aber wahnsinnig glücklich einschlafe.
Mehr über unseren Roadtrip mit Hunden erfährst Du hier:
Südmähren: eine kleine Traumtour mit Hund
Ahoj Slowakei: Du bist so wunderschön, aber…
Und bei Kerstin (Buddy schreibt): Face your fears oder SUV-Camping in Südböhmen
2 Comments
Ungarn steht bei mir auch noch ganz oben auf der Wunschliste und nach deinem Bericht sogar noch mehr.
Liebe Grüße
Miriam
Hi Miriam, ich kann es Dir nur empfehlen, nach Ungarn zu fahren: Ich war total begeistert von dem Land und vor allem von der Herzlichkeit der Menschen! Am liebsten würde ich direkt wieder losfahren. 🙂 Liebe Grüße Anni