Mein Navi lenkt uns direkt zum Jurawell Freizeitbad in Herbrechtingen in Baden-Württemberg. Doch wir wollen nicht etwa schwimmen gehen, sondern spazieren. Denn direkt vor dem Parkplatz startet der Rundweg durchs Eselsburger Tal.
Auf fünf Kilometer fließt die Brenz in einer Schleife um den Umlaufberg Buigen. Bereits vom Parkplatz aus sehe ich die ersten Gesteine. Doch bevor ich mich dort hinauf wage, geht es an dem Wald entlang. Ein breiter, schottiger Weg führt durch das Naturschutzgebiet. Über ein Feld gehen Alex und ich kurz an die Brenz, doch da es keinen flachen Einstieg gibt, traut er sich nicht oder er hat einfach keinen Durst.
Wir setzen unseren Weg fort. Der Blick wandert immer wieder auf die andere Uferseite – zu den Hängen. Doch auch unsere Seite hat etwas zu bieten: Ein Fischreiher, der auf der Brenz nach Nahrung sucht, die Heide, Blumen und zwischen den Bäumen tauchen ein paar steinige Formationen auf. Insgesamt wurden hier über 640 Blütenpflanzen- und Farnarten bereits entdeckt.
Zu unserer Linken führt eine Brücke über die Brenz, aber wir gehen erst noch ein Stück weiter, um zu schauen, was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt. Das Tal hinter dem Weiler Eselsburg ist von Wiesen gekennzeichnet. In der Mitte die Brenz und ringsherum Bäume. Nach einiger Zeit drehen wir wieder um zurück zu der Brücke.
Auf der anderen Uferseite ist einiges los. Es ist eine asphaltierte Straße über die ab und zu ein Auto fährt und immer wieder Fahrräder. Auf den Hängen sitzen Menschen und genießen die Sonne. An ein paar Felsen versuchen sich Groß und Klein im Klettern – natürlich gesichert durch jemanden.
Hier unten fühlt Alex sich scheinbar nicht ganz behaglich. Er zieht etwas vorwärts und blickt sich ständig um. Ich wollte ja eh auf den Berg. Leider sind alle einigermaßen gute Aufstiege belegt beziehungsweise deren Ende. Und da ich nicht wirklich Lust habe, das Alex mich eventuell wieder herunter reißt, weil er sich auf einmal erschreckt, gehen wir weiter.
Ohne kurze Verschnaufpausen geht es nicht
Den ersten Versuch starte ich bei den „Steinernen Jungfrauen“. Der Sage nach lebte auf der Eselsburg über dem Tal ein Burgfräulein, dem alle Freier nicht gut genug waren. Je älter sie wurde, umso mehr blieben die Freier aus. Daraufhin hasste sie alle Männer. Sie verbot sogar ihren Mägden den Umgang mit Männern. Diese hielten sich lange Zeit daran, bis sie sich in den Fischer verliebten. Als die Burgherrin, die Mägde beim Fischer entdeckte, sagte sie: „Werdet zu Stein! Das ist Eure Strafe für Euren Ungehorsam!“ Seitdem stehen die Mägde als Felsen, „Steinerne Jungfrauen“, am Weiher. In der folgenden Nacht soll ein Blitz in die Eselsburg eingeschlagen haben, woraufhin die Burgherrin verstarb.
Fast oben angelangt, breche ich den Aufstieg wieder ab, weil auf einmal ein großer schwarzer Hund über den Rand lugt. Keine Ahnung, ob die beiden sich vertragen und ehrlich gesagt bin ich doch zu sehr Schisser, als das ich das auf einem schmalen, steilen Pfad austesten möchte. Also weiter. Doch die Aufstiege werden immer steiler. „Ich muss da aber hinauf, das ist doch das Highlight“, denke ich.
An einem der letzten Hänge schlängelt sich ein Trampelpfad empor. Er ist sehr steil, aber was soll’s. Auf geht’s. Der Weg ist relativ fest, nur zwischendurch kullert mal ein Steinchen hinab. Allerdings gerate ich nach kürzester Zeit außer Puste. Pause ist angesagt. Alex würde zwar gerne weiter, aber er fügt sich. Kurzes Verschnaufen und weiter.
Während ich völlig erschöpft oben ankomme, ist Alex wieder entspannter. Endlich keine unheimlichen Fahrräder und Kinderwagen mehr. Wie es aussieht, hätten wir es auch einfacher haben können: hier oben ist der Berg nämlich kein Berg mehr, sondern geht in Felder und Wiesen über, die neben der Landstraße liegen. Na ja, damit hätte man aber nicht prahlen können.
Ich widme mich wieder der anderen Seite mit einem unglaublichen Blick auf das Tal, den Wald und die Felsen. Hier lässt es sich aushalten.
Aber leider müssen wir wieder zurück. Also laufen wir noch etwas über den Berg und dann geht es an den Abstieg. Glücklicherweise bleibt Alex von sich aus direkt hinter mir und so schaffen wir es unversehrt wieder hinab. Ein kleines Stück geht es noch durch Herbrechtingen und dann sind wir auch schon wieder am Auto.
Tipps
- Das Eselsburger Tal ist sehr belebt, vor allem im Sommer und bei gutem Wetter. Da es direkt an der kleinen Stadt Herbrechtingen liegt, gehen hier viele Leute joggen, spazieren und Fahrrad fahren. Es kann auch sein, dass die Kühe von der Weide über die Straße in den Ort Eselsburg getrieben werden.
- In dem 318 Hektar großen Gebiet brüten mehr als 80 Vogelarten. Seit 1983 ist es als Naturschutzgebiet ausgewiesen und deshalb gilt für Hunde Leinenpflicht.
- Die eine Seite ist aufgrund der Bäume sehr schattig, aber die andere nicht. Vor allem auf dem Berg gibt es keine Schattenplätze.
- Da die Brenz nicht überall zugänglich ist, rate ich bei einem längeren Aufenthalt noch zusätzlich etwas Wasser für den Hund mitzunehmen.