In mir steckt ein kleiner Sigmund Freud, denn ich liebe es die Psyche zu analysieren und Probleme zu lösen. Manchmal denke ich, dass an mir eine gute Therapeutin verloren gegangen ist. Doch bis jetzt funktioniert meine Therapie eigentlich meistens nur bei mir selbst. Immer wieder bereite ich mir neue Erkenntnisse. So auch heute.
Seit je her ergründe ich mich und mein Unterbewusstsein, wodurch ich schon einige Traumata aufdecken und teils bereits beheben konnte. Mir ist es wichtig stets zu wachsen, das Beste aus mir und meinem Leben hervorzuholen. Sowohl aus Fehlern als auch aus schlechten Begebenheiten versuche ich stets das Gute herauszuziehen. Das klappt natürlich nicht immer. Mal geht es schneller, mal dauert es länger. Und manches Mal habe ich zwar schon eine Erkenntnis gewonnen, setze auch die Lösungsideen um, aber eben noch nicht hundertprozentig. So ist mir heute erst das Ausmaß einer bereits erlangten Erkenntnis bewusst geworden.
Schon lange ist mir klar, dass wir für unser Glück selbst verantwortlich sind. Wir haben unser Denken und Handeln, wie das letzte Wort schon verrät, in der Hand. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass wir anderen nur helfen können, wenn wir selbst glücklich und zufrieden sind. Immer wieder singe ich in Gedanken Xavier Naidoos Lied oder besser gesagt die eine Strophe „Kümmere Dich um Dein Leben. Und dann kümmere Dich um uns“. In meinen Augen sieht es genauso aus! Und trotzdem will mein inneres Helferlein und mein stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn in manchen Situationen doch wieder vorpreschen und es andersherum angehen. Natürlich mit mangelndem Erfolg. Was auch mein Leben mit meinem Hund Alex beweist. Denn noch immer haben wir einige Baustellen zu bewältigen und nicht nur, weil ich zu Beginn viel falsch gemacht habe.
Die Lösung eines Problems braucht manchmal Zeit
Anderen zu helfen, falsche Glaubenssätze aufzulösen und Ungerechtigkeiten bekämpfen, war schon immer mein Bestreben. Wie oft habe ich anderen gelauscht, mir den Kopf zermartert, Tipps und Ratschläge gegeben ohne oder nur begrenzten Erfolg. Ich erwische mich immer wieder dabei, Nachrichten oder Kommentare zu verfassen, weil ich Pauschalisierungen und Anfeindungen unterbinden oder etwas klären möchte. Auch bei meinem Hund habe ich bereits einiges versucht und bereits geschafft. Doch manches Mal verzweifle ich, weil ich nicht verstehe, warum mir etwas einfach nicht gelingen mag. Die Antwort ist ganz leicht: Ich bin dazu noch gar nicht in der Lage.
Bei seinen Ängsten habe ich es zwar erkannt, wie ich es auch in Kampfansage an die Angst schildere. Die Umsetzung funktioniert hingegen nicht immer – noch nicht. Es gibt aber noch einige Momente, wo ich scheitere, weil ich eben noch nicht genau weiß, was das Problem ist sowohl in zwischenmenschlichen Beziehungen als auch in denen zu Tieren.
Bis vor Kurzem dachte ich, ich hätte schlichtweg Probleme mich richtig auszudrücken gegenüber Menschen und meinen Hund richtig zu verstehen, aber das sind nur Symptome und nicht die Ursachen. Das Problem ist, dass ich noch nicht ganz mit mir im Reinen bin. Meinen inneren Kreis noch nicht komplett beziehungsweise anhaltend geschlossen habe. Ich arbeite daran. Meine Analysefähigkeit, mein Wunsch nach persönlichem Wachstum und mein Traum für das Zusammenleben mit Alex (hierzu in ein paar Wochen mehr) sind mir dabei behilflich. (Ich möchte nicht angeben und prahlen! Auch ich habe zahlreiche Schwächen und mache viele Fehler, aber man soll sich ja stets auf seine Stärken konzentrieren.)
Genau diese Fähigkeiten bringen einen weiteren Vorteil: Ich kann sehr gut alleine sein. Viele haben Angst davor und ich glaube es liegt insbesondere daran, dass dann die Monster auftauchen. Also die kleinen und großen Traumata, Enttäuschungen und Ängste. Sich diesen Dingen zu stellen, wirkt erst einmal abschreckend. Je nach Schwere kann das sehr schmerzhaft werden, aber wer leidet schon gerne? Ich genauso wenig wie andere, aber ich weiß, dass der Kummer es wert ist und einen weiterbringt. Deshalb füge ich mir immer wieder selber psychische Schmerzen zu, indem ich meinen verborgenen Kummer hervorhole.
Leid adelt den Menschen. Nur wer Leid erträgt, wird Glück erfahren. Dalai Lama
Und heute bin ich wieder einen großen Schritt vorangekommen und das sogar ohne Leid. Seit ein paar Tagen sage ich mir immer wieder: „Verschwende Deine Zeit nicht an andere und mische Dich nicht ein. Du kannst den anderen nicht helfen – noch nicht.“ Zugegeben es fällt mir wahnsinnig schwer mich daran zu halten. Allerdings klappt es von Tag zu Tag besser und heute gab es einen kleinen Durchbruch, was allerdings wieder vermehrt meinen Hund betrifft, aber nicht nur. Dafür muss ich leider noch kurz Ausholen.
Wie gesagt Alex und ich haben Probleme. Eines sind Hundebegegnungen. Alle die kleiner als Alex sind, stellen keine Bedrohung dar. Bei den gleichgroßen oder größeren sieht es ganz anders aus. Ich habe bereits einmal erwähnt, dass Alex am Anfang oft angegriffen und gehetzt wurde. Zwar hat er körperlich bis jetzt keinen Schaden davon getragen, aber dafür einen psychischen. Seine Angst ist sicherlich für die Schwere verantwortlich. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie problematisch es wäre, wenn er mal eine Fleischwunde abbekommen hätte…
Zu Beginn ist er immer abgehauen vor anderen. Da er sehr schnell ist, konnten ihn die Hunde glücklicherweise nicht erwischen. Als er etwas selbstbewusster wurde, blieb er irgendwann stehen. Entweder setzte er dann zum Angriff über oder ich musste von Anfang an den „Kampf“ austragen. Inzwischen ist Alex soweit, dass er gar nicht mehr fackelt, sondern gleich zuhaut, wenn sich einer ungefragt nähert. Wie „gefährlich“ er ist, demonstriert mein Hund aber nicht nur bei direkten Kontakt. Fremden, großen Hunden schreit er oft aus der Ferne zu, dass sie ja Abstand halten sollen. Am besten noch weggehen, sonst gibt es eine aufs Maul. Natürlich spiegelt sich darin seine Unsicherheit und Angst wider. Ich habe schon einiges ausprobiert, um ihm daraus zu helfen, aber ich bin bis jetzt gescheitert.
Neulich hatten wir wieder so eine Situation. Zuerst blieb Alex ruhig und betrachtete die beiden Artgenossen aus der Ferne. Weitergehen, ablenken, Bogen schlagen und einiges mehr hatten bisher nichts gebracht. Deshalb wollte ich etwas anderes ausprobieren. Also ließ ich ihn gewähren. Während Alex die Hunde nicht aus dem Blick ließ, machte ich gleiches mit ihm. Durch Beobachtung wollte ich eine Lösung finden. Schließlich hat mir dieses Vorgehen schon bei vielem geholfen. Zunächst lief es auch sehr gut. Allerdings wollte der Besitzer in unsere und ich in seine Richtung. Somit entschloss ich mich über das Feld einen Bogen zu schlagen. So weit so gut. Als wir wieder auf dem Weg Richtung Wald ankamen und das andere Gespann auf unseren vorherigen Weg, ging es los. Alex pöbelte, was das Zeug hielt. Er hat verschiedene Bellvarianten. Dieses Mal verwendete er eine Mischung aus Angst und Selbstsicherheit. Seine stimmliche Warnung war also etwas tiefer gehalten, aber wies hell klingende Nuancen auf. Um noch bedrohlicher zu wirken, stellte zusätzlich seine Haare auf.
Bewahre zuerst Frieden und Ordnung in dir selber, dann magst du auch Frieden und Ordnung in andern herstellen. Thomas von Kempen
Ich blieb stehen, beobachtete und versuchte ruhig zu bleiben, um eine positive Stimmung auf ihn zu übertragen. Als ich näher an ihn heran kam, hockte ich mich sogar zu ihm und legte meine Hand auf ihn. Kurz beruhigte ihn das auch. Blöderweise fing er wieder an lauthals die anderen verscheuchen zu wollen. Noch blöder war, dass nicht Alex meine Ruhe übernahm, sondern ich seine Unruhe. Völlig genervt und verzweifelt, brach ich diesen Versuch ab. Noch lange nach dieser Begebenheit versuchte ich herauszufinden, was ich falsch gemacht habe. Jetzt weiß ich es. Wochen später.
Das mit der Stimmungsübertragung und dass die eigene Energie wichtig ist, ist mir schon länger bewusst. Und hier komme ich zurück zum Anfang. Es war mir bewusst und teilweise setzte ich das schon um, aber eben nicht ganz. In solchen Situationen wie eben geschildert und auch in anderen, mache ich einen entscheidenden Fehler: Ich versuche Alex und mich gleichzeitig zu beruhigen. Das klappt natürlich nicht. Nicht generell, sondern einfach nur, weil ich noch nicht soweit bin. Erst wenn ich es zuverlässig schaffe, meine Energie zu kontrollieren, dann kann ich das auf Alex ausweiten. Vorher nicht.
Vorher sollte ich mich voll und ganz auf mich konzentrieren. Also erst einmal damit aufhören zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Noch bin ich in so einer Situation einfach nicht souverän genug, um uns beide gleichzeitig zu beruhigen. Stattdessen brauche ich meine ganze Kraft und Energie dafür mich zu kontrollieren. Wenn ich das erfolgreich und problemlos meistere, kann ich meine beruhigende Energie auf Alex anwenden. Warum ich mir da so sicher bin? Weil ich es in anderen Situationen unbewusst ja schon geschafft habe (wie ich zum Beispiel in meinen Posts zum Thema Ruhe finden schreibe). Und der Beweis, dass ich auch bei diesem Problem selbst der Schlüssel bin, kam kurz darauf.
Als mir die Tragweite meiner alten Erkenntnis bewusst wurde, waren Alex und ich auf unserer Morgenrunde. Freude und Zuversicht durchströmten meinen ganzen Körper. Schließlich habe ich mal wieder ein Problem erkannt und eine Lösung gefunden. Wir liefen so den Weg entlang und trafen plötzlich Alex „Feindin“: die weiße Schäferhündin. Sie hat ihm nichts getan. Nur unsere erste Begegnung war auch nicht sehr glücklich verlaufen.
Eine glückliche Fügung äh Begegnung
Aufgrund der „bergigen“ und bewachsenen Landschaft sah uns die Besitzerin zu spät und die Hündin wollte an diesem Tag ausnahmsweise nicht so gut hören wie sonst. Stattdessen wollte sie unbedingt Alex begrüßen und zwar ganz schnell. Also stürmte sie auf uns zu. Das ist es allerdings etwas, was mein kleiner Schisser gar nicht leiden kann und so ging er prompt in Angriffsstellung. Glücklicherweise konnte ich einen Vollkontakt vermeiden und die Schäferhündin mit Alex Kackebeutel in die Flucht schlagen. Doch seit dem hasst Alex diese Artgenossin und das trotz weiterer Begegnungen samt gemeinsamen, kurzen Gängen – mit Sicherheitsabstand versteht sich. Sobald Alex die Hündin sieht, flippt er verbal und körperlich aus. Normalerweise.
Heute sind wir sogar bis auf etwa fünfzehn Meter an sie herangekommen und er hat ihr lediglich ein paar Blicke zugeworfen. Mehr nicht. Der Unterschied ich ruhte vollkommen in mir selbst. Zwar beobachtete ich sowohl Alex als auch die Schäferhündin, aber meine Energie setzte ich nur für mich ein. Also dafür, bei mir zu bleiben und mein wohliges, inneres Gefühl aufrechtzuerhalten.
Ich bin mir sicher, dass es an meiner erfolgreichen Erkenntnisumsetzung lag. Manche mögen vielleicht jetzt von Zufall sprechen, aber ich glaube nicht an Zufall (genauso wenig wie an Schicksal). Auch bei diesem Punkt war ich der Schlüssel zum Erfolg. Dass das so war und ist, werde ich beweisen. Und zwar nicht nur in Bezug auf Alex, sondern auch generell. Ab jetzt werde ich mir das einhämmern und immer wieder klar machen, damit es in Fleisch und Blut übergeht. Ich weiß, das wird nicht von heute auf morgen immer funktionieren. Doch wenn ich das erreicht habe und meinen inneren Frieden gefunden habe, geht es weiter. Dann kann ich mir weitere Lebenswünsche erfüllen: Alex und meine Beziehung noch besser zu machen und anderen zu helfen (Hunden sowie Menschen). Das soll nicht eingebildet klingen, aber Ich bin der Schlüssel zum Erfolg – genauso wie Du!
Habt Ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht oder Situationen erlebt, die dank Eurer Einstellung besser abliefen? Dann freue ich mich sehr davon zu hören!
2 Comments
Liebe Anni,
das hast du toll geschrieben und ich kann nur bestätigen, was Du sagst. Ich habe selbst einen Hang dazu Problemlöser für andere zu sein. Und es funktioniert wirklich nicht. Nicht, so lange ich nicht in mir selbst ruhe und nicht, so lange auch der Hilfesuchende nicht in sich ruht und die Verantwortung für sich übernimmt.
Für mich war das auch ein Grund, warum ich nicht mehr als Heilpraktikerin arbeite. Menschen haben eine Neigung dazu, Verantwortung in willige Hände abzugeben. Nur so wird es nicht funktionieren. Nicht auf der körperlichen, nicht auf der seelischen und nicht auf der zwischenmenschlichen Ebene.
Herzliche Grüße
Stephie mit Enki und Luna
Liebe Stephie,
vielen lieben Dank für Deine Worte!!!
Du hast absolut recht, manche Menschen neigen dazu, die Verantwortung abzugeben. Ich würde sogar sagen viele tun das, zumindest kenne ich sehr viele… 🙂 Genauso stimme ich Dir zu, dass jeder Verantwortung für sich übernehmen sollte. Wenn man aber nicht bereit ist, selbst an sich zu arbeiten, hat es wirklich nur wenig Sinn. Schade, dass Du Deine Arbeit als Heilpraktikerin aufgegeben hast, ich bin mir sicher, Du könntest vielen helfen, da Du in meinen Augen mit das Wichtigste erkannt hast und wenn Du es dann noch umsetzen kannst, sind dass die perfekten Voraussetzungen! Natürlich kann ich Dich auch sehr gut verstehen: Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich mit solchen Menschen arbeiten müsste.;-)
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben, inklusive Vierbeinern versteht sich, dass Ihr weiter wachst und Eure innere Mitte findet beziehungsweise beibehalten könnt!
Ganz liebe Grüße