Die Baustelle Vaduz

Schon vor unserer Reise nach Liechtenstein stand fest, dass wir auch den Hauptort Vaduz besichtigen wollen – zugegeben ich wollte das, mein Hund Alex hätte sicherlich anders entschieden… Doch nun sind wir hier und es ist der perfekte Tag für einen Städtetrip, denn es ist bewölkt und sieht sogar nach Regen aus. Also machen wir uns auf den Weg von Ruggell nach Vaduz. 

Normalerweise nehme ich meinen Hund wegen seiner Angst nicht mit in Städte. Doch Vaduz ist eigentlich gar keine richtige Stadt. Der Hauptsitz des Fürstentums Liechtenstein hat nämlich gerade mal etwas über 5400 Einwohner und ist somit um über 500 Bewohner kleiner als unsere Heimatgemeinde. Natürlich ist in der Residenzstadt mehr los als bei uns zuhause, aber es ist auch kein Vergleich zu einer Großstadt. Also will ich es versuchen.

Idylle mit Mankos

Wir starten unsere Stadttour beim Rheinpark Stadion Vaduz. Von dort laufen wir Richtung Innenstadt. Allerdings machen wir einen kleinen Schlenker, denn der Weg zwischen den Feldern sieht zu verlockend aus. Links und rechts zeigt sich der Löwenzahn in seiner schönen, gelben Pracht. Wir schlendern vorbei an kleinen Bäumen mit weißen Blüten, die den Wegrand säumen, und gelangen an einen kleinen Fluss, der Alex eine Erfrischung bietet. Der Blick schweift über einige Felder und bleibt zwischendurch an der Blütenpracht oder an den Kühen hängen.

Vaduz wirkt zunächst alles andere als eine Hauptstadt (beziehungsweise Hauptort), sondern erinnert eher an ein Dorf. Es ist einfach herrlich. Wenn nur die Bauarbeiten und Autogeräusche die Idylle nicht stören würden, wäre es noch schöner. Auch Alex könnte sich dann etwas mehr entspannen und seine Schnüffeleien würden vermutlich länger dauern als ein paar Sekunden. Dass das nur der Anfang eines lärmerfüllten Aufenthalts ist, ahnen wir noch nicht.

Wir verlassen die Natur über eine Brücke und gehen durch Wohnstraßen zurück Richtung Innenstadt. Alles wirkt so akkurat. Fast jedes Haus ist renoviert oder gleich ein Neubau. Die Straßen und Fußwege sind so sauber, das man sicherlich davon essen könnte, wie fast überall in Liechtenstein und auch in der Schweiz. Mülleimer sind keine Rarität, sondern sie gehören fest zum Stadtbild genauso wie die Hundebeutel.

Bis auf ein paar Ausnahmen treffen wir zunächst nur wenig Menschen auf der Straße, aber über die parallel verlaufende Hauptstraße sausen die Autos fast im Sekundentakt. Und zwischendurch kommen wir an den Markenzeichen Vaduz vorbei: den Baustellen. Natürlich ist das nicht offiziell so. Ich habe die Absperrungen, Abrissarbeiten, Bohrungen und Co als Markenzeichen der Stadt ernannt. Denn sie sind fast überall anzutreffen. Fast genauso wie die kleinen Weinfelder, die immer wieder zwischen den Wohnhäusern auftauchen.

Mein Tinnitus schreit auf

Als Alex und ich die Innenstadt erreichen, ist der Krach kaum noch auszuhalten. Ein Wummern und Brummen dröhnt in unseren Ohren. Zwischendurch wird das durch einen lauten Knall durchbrochen. In regelmäßigen Abständen ist auch ein schrilles Surren und Quietschen zu vernehmen, das vehement meinen Tinnitus zum Aufschreien bringt. Alex lässt der Krach natürlich auch nicht kalt. Er bleibt dicht an meiner Seite und möchte lieber wieder zurück.

Auf unserem Weg über die Hauptstraße (28) bestätigt sich ein Klischee: Bei der kleinen Bahn (Citytrain), mit der man eine Rundfahrt durch Vaduz machen kann, tummeln sich zahlreiche Asiaten mit Kameras in der Hand. So eine Fahrt ist sicherlich sehr nett, aber nichts für Alex also gehen wir weiter unserer Wege.

In der Fußgängerzone und drumherum stehen zahlreiche Neubauten. Graue und weiße Kästen mit großen Fenstern. Dazwischen taucht immer wieder ein Gitter auf, dass die Besucher vor den Abrissarbeiten schützen soll. Wir haben Glück und die Bohrmaschinen und Schlaghammer machen eine kurze Pause. So können wir einigermaßen entspannt durch die Innenstadt ziehen.

Es ist vormittags und somit hält sich der Besuchsverkehr in Grenzen. Also für meinen Hund Alex ist es das perfekte Timing. Mein Blick geht immer wieder von rechts nach links und die Häuser empor. Zwischendurch muss ich aufpassen, dass ich nicht über ein Kabel stolpere oder gegen ein Handwerksauto oder eine Baumaschine laufe.

Fachwerkhäuser und alte Gemäuer sind eher Mangelware

Nur das Postmuseum und am Ende der Straße das Regierungsgebäude, das 1905 fertiggestellt wurde, gefallen mir wirklich gut. Was ich von dem Landtag halten soll, weiß ich hingegen nicht so genau. Das Gebäude wurde 2008 eröffnet und erinnert mich mit seinen Farben und Formen eher an eine Sektenkirche. Das Moderne liegt mir einfach nicht so. Ich stehe eben mehr auf Altbau, Fachwerkhäuser und historische Gemäuer, aber solche Bauten sind nur vereinzelt anzutreffen.

Eine Pause machen wir im Außenbereich des Börsencafés, das sich in einem Hinterhof bei der Landesbank versteckt. Mit Blick auf Beton und Glas genieße ich einen leckeren Bagel mit Lachs und eine Apfelschorle. Alex hat es sich unter meinem Stuhl gemütlich gemacht und freut sich, dass es hier etwas ruhiger ist. Die Bedienung ist sehr nett und so hundefreundlich, dass sie nicht nur Wasser bringen möchte, sondern Alex auch am liebsten streicheln möchte. Doch von der Idee hält Alex gar nichts und deshalb wird da nichts draus.

Trotz des nicht gerade schönen Ausblicks genießen wir den Platz und unsere Pause. Nach der Stärkung suchen wir das Café noch von Innen auf. Es ist sehr klein und langgezogen, aber sehr gemütlich. Es ist zwar recht modern ausgestattet, aber durch die scheinbaren Kreidezeichnungen auf den Karten und auf der Tafel, die über der Bar hängt, wirkt es auch etwas eigentümlich und weniger spießig. 20 Schweizer Franken (circa 18, 36 Euro Stand Mai 2017) sind recht happig für den Snack, aber in Liechtenstein ist einfach vieles teurer als in Deutschland.

Wir machen noch einen Abstecher auf die Toilette. Normalerweise würde ich das nicht erwähnen, aber ich bin von den Örtlichkeiten sehr positiv überrascht. Wenn ich alleine mit meinem Hund Alex unterwegs bin, sind Pippipausen immer etwas schwierig. Es ist keiner da, der ihn kurz halten kann. Draußen anbinden ist keine Option: Zum einen, weil ich sorge habe, dass ihn jemand los macht oder mitnimmt, und zum anderen, weil es sein kann, dass er schnappt, wenn ihm jemand zu Nahe kommt. Also muss er stets mit auf die Toilette. Da es aber meistens sehr enge kleine Kabinen sind, ist es mit voller Montur (Rucksack und Co) und Alex immer etwas eng und anstrengend. Doch im Liechtensteiner Börsencafé sieht das anders aus. Wir müssen erst eine recht schmale Treppe in den Keller und es gibt nur eine Toilette für Damen. Doch dafür hat diese einen kleinen Vorraum samt Waschbecken, den man auch abschließen kann. Und so haben wir mehr als genug Platz.

Hinauf zum Schloss

Nach der Entspannung ziehen wir weiter Richtung Schloss. Der Himmel ist zwar immer noch bewölkt, doch die Sonnenstrahlen bannen sich ihren Weg hindurch. Es ist recht warm und mir wird klar, dass es jetzt etwas anstrengend wird. Schließlich müssen wir bergauf und größtenteils ohne Schatten. Noch einmal passieren wir die Fußgängerzone um am Ende beziehungsweise unserem Anfang rechts in eine Gasse abzubiegen. Es ist schon zu Beginn recht steil und es wird noch steiler. Aufgrund der Wärme stoppen wir schon nach einigen Metern das erste Mal.

Irgendwann haben wir den Asphalt verlassen und gelangen auf einen Schotterweg, der kontinuierlich nach oben führt. Ein Holzgeländer sichert den Weg, denn langsam aber sicher lassen wir die Häuser immer mehr unter uns. Alex hängt schon etwas die Zunge heraus, aber an den kleinen Wasserstopps, die aus den Felsen hervor plätschern, möchte er sich nicht bedienen. Zwischendurch halten wir immer wieder kurz inne, sodass ich die Aussicht genießen kann. Mir ist zwar teils etwas mulmig, aber je länger ich mich den „Tiefen“ aussetze, umso besser wird es.

Erst gegen Ende wird der Weg recht schmal und ich hoffe, dass uns jetzt keiner entgegen kommt. Schließlich möchte ich nicht das Alex in Bedrängnis gerät und versucht sich unter der Absperrung durchzuquetschen. Denn ich weiß nicht, ob ihn die Leine dann halten könnte. Mal wieder durchlebe ich ein kleines Horrorszenario in Verbindung mit der Höhe. Doch wir können den Abschnitt problemlos passieren und so schwinden die Gedanken so schnell wie sie gekommen sind.

Am Ende des Schotterweges ist eine kleine Aussichtsplattform, die allerdings von anderen belegt ist, sodass wir sie rechts liegen lassen und weiter Richtung Schloss ziehen. Das Wahrzeichen von Vaduz thront 120 Meter über der Stadt. Ein Teil ist vermutlich bereits im 12. Jahrhundert erbaut worden. Der Bergfried wurde dann später um einen Wohnturm ergänzt. Das Schloss sieht man schon von weitem beziehungsweise von unten. Es kam im 18. Jahrhundert in den Besitz des Hauses Liechtenstein. Es diente als Sitz der Landvogtei samt Dienstwohnungen. Anschließend verfiel es bis es Anfang des 20. Jahrhunderts wieder renoviert wurde. 1939 zog dann Fürst Franz Joseph II., der das Schloss ausbauen ließ, mit seiner Familie ein. Seit dem ist es der Fürstensitz.

Privatbesitz: Betreten verboten

Besichtigen kann man das Schloss Vaduz leider nicht, aber ein Weg hinauf lohnt sich alle mal. Nicht nur der vorherige Ausblick auf die Stadt ist toll, sondern auch der auf das Schloss und drumherum. Als wir das letzte Stück hinaufgehen, das uns an einer Straße entlang führt, zeigt sich der Bergfried in seiner ganzen Pracht. Das teils runde Gebäude samt Turm, die beide aus großen, grauen Steinen bestehen, wirken schon recht imposant. Was sich wohl hinter dem Gemäuer verbirgt? Denn selbst beim Näherkommen gibt es keinen Blick frei auf sein Innerstes. Es sind nur ein paar kleine Fenster zu entdecken, die viel zu hoch liegen, als das man hindurch schauen könnte. Vor dem Schloss ist ein Schotterparkplatz vor dem ein Schild warnt, dass das Privatbesitz und Betreten verboten ist. So lässt sich auch der Schlossgarten und Innenhof nur erahnen.

Mein Hund Alex und ich gehen noch ein kleines Stückchen höher auf einen Schotterweg vor den paar Nachbarhäusern, die teils aus Holzfassaden bestehen. Auf einer Bank lassen wir uns nieder. Trotz der Bauarbeiten, die man auch noch hier oben hört, können Alex und ich uns von dem Aufstieg erholen und kommen zur Ruhe. Wir genießen etwas die Sonne, den Ausblick auf die grüne Wiese, die mit gelben Blumen bestückt ist, das Schloss und Vaduz, bevor es weiter geht Richtung Wildschloss. Doch das ist eine andere Geschichte (mehr dazu findest Du hier: „Das Wildschloss in Vaduz oder wie ich fast aufgab“).

Tipps

  • In Vaduz lässt sich noch einiges mehr entdecken wie das Rote Haus oder die alte Rheinbrücke. Es gibt aber auch für alle Interessierten ein paar Museen wie das Postmuseum, das Skimuseum oder Kunstmuseum. Da Hunde dort keinen Eintritt haben und ich eh nicht so auf solche Besuche stehe, fallen die für uns weg, aber erwähnen möchte ich sie trotzdem.
  • Man kann in Vaduz eine Führung mitmachen, wo man einiges über den Regierungssitz und auch das Schloss erfährt. Mehr dazu erfahrt Ihr auf den Seiten des Liechtenstein Marketings.
  • Wer sich nicht so gerne durch Fußgängerzonen und an den Häusern vorbei schlängelt, für den gibt es rund um Vaduz zahlreiche Spazier- und Wanderwege.
  • Wir haben auf dem Parkplatz beim Rheinpark Stadion Vaduz geparkt. Die erste Stunde ist kostenlos und für drei weitere Stunden haben wir 1,50 Schweizer Franken (circa 1,38 Euro Stand Mai 2017) bezahlt.
  • Zwar sind wir an einigen möglichen Wasserquellen für Hunde vorbei gekommen, aber dennoch empfehle ich zusätzlich etwas Wasser im Gepäck zu haben zumindest an wärmeren Tagen.

Wart Ihr auch schon einmal in Vaduz? Dann freue ich mich über Eure Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren!

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